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Verborgene Gegensätze. Faktionale Strukturen im Umfeld des französischen Hofes (ca. 1280-ca. 1380)

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523832101
 
Die französische Hof- und Adelsgesellschaft des Spätmittelalters ist durch tiefgreifende Parteigegensätze geprägt, die von der Forschung bislang noch kaum beachtet worden sind. Aufmerksamkeit hat man in der Regel nur solchen Konstellationen geschenkt, in denen die resultierenden Konflikte blutig eskalieren – wie etwa die bekannte Auseinandersetzung zwischen ‚Armagnacs‘ und ‚Bourguignons‘ am Beginn des 15. Jahrhunderts. Die Parteiauseinandersetzungen des 13. und 14. Jahrhunderts sind demgegenüber zwar nicht weniger bedeutungsvoll, werden aber auf anderen Wegen ausagiert und haben daher weniger Beachtung gefunden. Tatsächlich stellen faktionale Gegensätze in der französischen ‚politischen Gesellschaft‘ (Raymond Cazelles) des Spätmittelalters tendenziell latente Phänomene dar. Sie werden von externen Beobachtern wie Beteiligten je nach Bedarf hinter Konsensfassaden verborgen oder in andere diskursive Hüllen gekleidet. Faktionales Konflikthandeln wird beispielsweise mit dem Bemühen um die Sicherung des königlichen Domanialbesitzes rechtfertigt – auch wenn es in der Realität hauptsächlich darum geht, konkurrierende Gruppen von königlichen Gunstbeweisen auszuschließen. Die bisherige Forschung hat die zur Konfliktkommunikation verwendeten Diskurse in Frankreich fast ausschließlich aus rechts- und ideengeschichtlicher Perspektive untersucht und ihren faktionalen Hintergründen kaum Beachtung geschenkt. Das Projekt wird demgegenüber gerade die Wechselwirkungen zwischen Konfliktdiskursen und mikropolitischen Interessengegensätzen in den Blick nehmen. Voraussetzung dafür ist die umfassende Erschließung des faktionalen Konfliktgeschehens und dessen externer Beobachtung, die im Blick auf das französische Königreich des 13. und 14. Jahrhunderts noch nicht geleistet ist. Zu diesem Zweck sollen bestimmte archivalische Quellenbestände sowie ein großer Teil der französischen historiographischen Überlieferung unter spezifischen, im Antrag aufgeführten Gesichtspunkten ausgewertet werden. Auf dieser Grundlage werden dann ausgewählte Konstellationen des Parteigegensatzes genau analysiert. Dies geschieht in Kooperation mit Olivier Canteaut (Paris), der dem Projekt als Mercator Fellow verbunden sein wird. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit werden in einer gemeinsam mit Canteaut verantworteten Monographie veröffentlicht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Dr. Olivier Canteaut
 
 

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