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Musik und Bühne in der Zeit der Aufklärung. Untersuchungen auf der Grundlage der Gothaer Theaterzettel.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524535144
 
Das Projekt untersucht die Rolle von Musik im Theater 1759-1771 anhand der Gothaer Theaterzettelsammlung, die seit mehr als 100 Jahren keine Beachtung mehr gefunden hat. Sie repräsentiert die Tätigkeit mehrerer Truppen (Koch, Ackermann, Seyler) sowie des Hamburger Nationaltheaters. Die Forschung hat zur Schauspielmusik des 18. Jahrhunderts vor der Goethezeit äußert mangelhafte Kenntnisse. Im Grunde sind nur drei Musiken bekannt, alle aus der Zeit der Hamburgischen Entreprise. Aufgrund der Angaben der Theaterprogramme erschließt sich das Repertoire. Aus diesem ergeben sich Einsichten in die eingesetzte Musik durch Nebentexte und Liedeinlagen. In seltenen Fällen bieten auch die Zettel selbst Hinweise. Äußerst hilfreich ist die in der Hamburger SUB aufbewahrte Theater-Bibliothek des Hamburger Stadttheaters. Sie enthält Spieltexte aber auch Noten. Das Projekt will alle Aufführungen, d.h. neben den Schauspielen auch die bislang gar nicht beachteten Supplemente berücksichtigen. Dadurch ergeben sich völlig neue Perspektiven, nicht zuletzt für das Geschehen im Hamburger Nationaltheater. Von diesem war bislang vornehmlich Lessings theoretische Reflexion über die Wirkmöglichkeiten von Musik im Schauspiel und seine Beschreibung einer Rahmenmusik zu einer Tragödie bekannt. Die Kenntnis der tatsächlich gehörten Musik in all ihrer Vielfalt rückt diese Reflexionen in ein anderes Licht. Auch zeigt sich der große Einfluss der französischen Bühne mit ihren Final-Vaudevilles und ihrer Opéra comique. Ziel des Projekts ist es zudem, die praktischen Bedingungen zu beleuchten: die Befähigung der Schauspieler zum Gesang, die Besetzung des Orchesters, den Auftritt beigezogener Kräfte. Um die Mitte des Jahrhunderts stand schon bei den Zeitgenossen (wie noch heute) allein die Kunst des Wortes und seiner schauspielerischen Umsetzung im Zentrum. Musik fiel als sinnlich in eine niedrigere Kategorie. Erklärtes Ziel der Theaterreformer war aber die Hebung der Sittlichkeit. So wird gerade Musik zu einem Indikator, wenn man ihre Bedeutung in der Zeit vor der Professionalisierung des Schauspielbetriebs mit ihrer Rolle um 1750 vergleicht. Dies gilt freilich nur regional, wie ein Blick nach Paris und Wien zeigt. Das Projekt will Wert auf diesen sozialhistorischen Aspekt im Zug der Veränderung des deutschen Theaters legen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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