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An den Rändern der Moderne. Konvergierende Subjektkonzeptionen zwischen Vor- und Nachmoderne.
Antragstellerin
Dr. Stephanie Béreiziat-Lang
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524540055
Vormoderne Subjektentwürfe und in der näheren Gegenwart gelagerte Theorieansätze zur Subjektivität sind notwendigerweise durch eine epistemologische Distanz voneinander getrennt. Aus dieser Distanz folgt jedoch nicht zwangsläufig eine grundsätzliche Disparität. Dieses interdisziplinäre Netzwerk mit literaturwissenschaftlichem und kulturtheoretischem Fokus geht der Frage nach, inwieweit zwischen Subjektentwürfen an den beiden zeitlichen ‚Rändern‘ der Moderne konzeptuelle Affinitäten bestehen, die eine Verschränkung historischer Texte und zeitgenössischer Subjekttheorien legitimieren. Untersucht werden jeweils theoretische und fiktionale/literarische Entwürfe von Subjektivität in Texten vor und nach einer vom kartesianischen Subjektbegriff bestimmten Moderne (ca. 1400 bis 1650 sowie ca. 1960 bis heute). Fünfzehn junge (v.a. postdoktorale) WissenschaftlerInnen der Komparatistik, Romanistik, Germanistik, Judaistik und Philosophie führen dazu kulturtheoretische, literatur-, geschichts- und medienwissenschaftliche Zugänge zusammen und beleuchten die Subjektproblematik aus transhistorischer und interkultureller Perspektive. Das Netzwerk geht davon aus, dass gerade die Liminalität zum modernen Paradigma Affinitäten in der Konzeption von Subjektivität und Körperlichkeit begünstigt, und schlägt daher die gemeinsame Kategorie des ‚Nicht-Modernen‘ als einen Konvergenzraum für in verschiedenen historischen und epistemologischen Kontexten verortete Subjektkonzeptionen vor. Über die forcierte Herstellung einer ‚Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen‘ hinaus soll so diskutiert werden, in welchen Konstellationen sich anachronistische Brückenschläge als legitim und ergiebig erweisen, um dabei Erkenntnisse in Bezug auf beide epistemischen Kontexte zu gewinnen. Zum einen will das Netzwerk das Erkenntnispotential einer asynchronen Literaturkritik an vormodernen Texten diskutieren und dabei die ideologischen Implikationen der Vereinnahmung vormoderner Subjekte durch den anachronistischen Blick der Gegenwart kritisch hinterfragen. Zum anderen zielt die gemeinsame Arbeit jedoch gerade darauf, durch die wechselseitige Durchdringung vor- und nachmoderner Konzepte das Potential historischer Konfigurationen und vormoderner fiktionaler Modellierungen für die aktuelle Theoriebildung auszuloten. So will das Netzwerk für transhistorische theoretische Verschränkungen sensibilisieren und gleichzeitig einen Beitrag zur aktuellen Subjektforschung leisten.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich
Privatdozent Dr. Michael R. Ott