Fortsetzung der Übersetzung und Bearbeitung des dritten Teils der Vite Vasaris einschließlich der theoretischen Einführungen und einem kunsttheoretischen Glossar
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Als Giorgio Vasaris Lebenbeschreibungen der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten 1550 erstmals im Druck erschien, ahnte der damals 39-jährige Autor und Künstler aus Arezzo wahrscheinlich nicht einmal annähernd, welcher Erfolg ihm mit diesem literarischen Werk auf Dauer beschieden sein würde. Schon wenige Jahre nach der ersten Drucklegung hatte seine Schrift einen enormen Bekanntheitsgrad erlangt. Die Fülle von neuem Quellenmaterial, das Vasari aus allen Teilen Italiens zugetragen wurde, bezeugt nicht nur die große Resonanz auf sein ambitioniertes Werk, sondern veranlaßte ihn unter anderem auch dazu, eine revidierte und zudem erweiterte Fassung seiner Schrift herauszugeben. Diese 1568 erschienene Ausgabe gilt allgemein als ausgereifter und wird dementsprechend häufiger gelesen und konsultiert. Abgesehen von ihren kulturhistorischen Implikationen und ihren literarischen Qualitäten sind die Vite noch heute die wichtigste Quelle fiir die Kunst der Renaissance. Neben einer technischen Einleitung zu den drei Gattungen Architektur, Bildhauerei und Malerei umfaßt Vasaris Schrift insgesamt 159 Lebensbeschreibungen vorwiegend italienischer Künstler des 14., 15. und 16. Jahrhunderts. Die Viten umspannen somit einen Zeitraum von rund dreihundert Jahren, beginnend mit der Geburt Cimabues um 1240, Ein dreiteiliges historisches Modell gliedert die Vitensammlung in eine Maniera antica, eine Maniera vecchia und eine Maniera moderna. Letztere beginnt mit der Lebensbeschreibung von Leonardo da Vinci und reicht in der Edition von 1568 bis zur Autobiographie Vasaris. Die Vertreter der Maniera moderna erfahren gemäß Vasaris Bewertungsskala höchste Wertschätzung und sind mit 79 Biographien der umfangreichste Teil seiner Schrift. Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft zwischen März 2000 und Dezember 2004 geförderten Forschungsvorhaben am Kunsthistorischen Institut der Johann Wolfgang Goethe-Universität war eine neue kommentierte deutsche Edition des gesamten dritten Teils der Vite Vasaris inklusive aller Widmungen, Vorworte und der technischen Einleitung unter Berücksichtigung der Ausgaben von 1550 und 1568. Da die älteren Übersetzungen von Schorn/Förster (1832-49) und Gottschewski/Gronau (1904-27) nicht nur sprachlich sehr veraltet, sondern oftmals auch fehler- und lückenhaft in der Übersetzung sind, wurden - basierend auf der durch R. Bettarini und P. Barocchi herausgegebenen parallelen Textedition von Vasaris Lebensbeschreibungen Le vite de' piü eccettenti pittori, scultori e architettori mile redazioni de! 1550 e 1568 (Florenz 1966-87) -alle vorgesehenen Texteinheiten vollkommen neu ins Deutsche übertragen. Dabei wurde auch die bislang noch nie ins Deutsche übersetzte Edition von 1550 berücksichtigt. Ein umfangreiches Glossar mit den wichtigsten Begriffen zu Vasaris Kunsttheorie, von denen viele im Laufe der Zeit einen nicht unerheblichen Bedeutungswandel erfahren haben und deshalb nur aus dem historischen Kontext heraus verständlich sind, komplettiert das Editionsprojekt. Während des oben angegebenen Zeitraums wurden darüber hinaus ein Großteil der Biographien mit einer nach aktuellem wissenschaftlichen Stand verfaßten Kommentierung versehen, die nicht nur Auskunft über die genannten Kunstwerke, historischen Persönlichkeiten und geschichtlichen Ereignissen gibt, sondern auch auf die Unterschiede der beiden Editionen eingeht. Die Bearbeitung des dritten Teils der Vite bot erstmals die Möglichkeit, Vasaris Darstellung der zeitgenössischen Künstler nicht nur als literarisches Gesamtwerk zu würdigen, sondern vor allem die mit seinen kunsttheoretischen Vorstellungen verknüpften Strategien durch die Aufdeckung mannigfaltiger Verweise und Bezüge zu analysieren. Als hilfreich erwies sich dabei eine der jeweiligen Vita vorangestellte kurze Einleitung, die den neu edierten Text auch der kulturwissen-schaftlichen Forschung anderer Disziplinen leicht zugänglich macht. Seit April 2003 erscheint eine Auswahl der neu bearbeiteten Texte als monographisch angelegte Reihe im Klaus Wagenbach Verlag in Berlin, die bislang auf große öffentliche Resonanz stieß.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Das Leben des Parmigianino. Neu übersetzt von Matteo Burioni und Katja Burzer. Kommentiert und herausgegeben von Matteo Burioni, Berlin 2004.
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Das Leben des Pontormo. Neu übersetzt, kommentiert und herausgegeben von Katja Burzer, Berlin 2004.
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Das Leben des Raffael. Neu übersetzt von Hana Gründler und Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Hana Gründler, Berlin 2004.
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Das Leben des Rosso Fiorentino. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Sabine Feser, Berlin 2004.
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Das Leben des Sebastiano del Piombo. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Christina Irlenbusch, Berlin 2004.
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Kunstgeschichte und Kunsttheorie. Eine Einführung in die Lebensbeschreibungen berühmter Künstler anhand der Proemien. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Herausgegeben, eingeleitet und kommentiert von Matteo Burioni und Sabine Feser, Berlin 2004.
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Das Leben des Giorgio Vasari. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Sabine Feser, Berlin 2005.
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Das Leben des Tizian. Neu übersetzt von Victoria Lorini. Kommentiert und herausgegeben von Christina Irlenbusch, Berlin 2005.