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Die "Enzyklopädie Jugoslawiens" (1955-1990) zwischen jugoslawischem und subjugoslawischem Nation-building

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525235595
 
Die Enzyklopädie Jugoslawiens (EJ) war das Vorzeigeprojekt der sozialistisch staatlich geförderten jugoslawischen Lexikographie. Die erste Auflage der EJ wurde in einer serbokroatischen Version (1955-71) veröffentlicht, aber die unvollendete zweite Auflage der EJ (1980-90) erschien in slowenischer, serbokroatischer (lateinischer und kyrillischer Schrift), mazedonischer, ungarischer und albanischer Version. Die EJ wurde als Mittel konzipiert, um den jugoslawischen Völkern das Gefühl einer gemeinsamen Identität auf der Grundlage von Kultur und Geschichte zu vermitteln, erhielt jedoch gleichzeitig die manchmal widersprüchliche Aufgabe der Nationenbildung auf der Ebene der subjugoslawischen föderalen Einheiten sowie des Identitätsausbaus der Völkern und Nationalitäten. Wie hat der EJ-Inhalt die Nationenbildung auf jugoslawischer und subjugoslawischer Ebene dargestellt; war die EJ die Stimme bestimmter nationalbildender politischer Positionen oder Vorurteile; wie haben die nationenbildenden Konzepte in der EJ die Wissensproduktion darin geprägt und wie hat sich dies auf die Öffentlichkeit ausgewirkt? Unsere Forschung basiert auf der These, dass die EJ als führende Wissensbehörde für antizentralistische Kräfte im intellektuellen und kulturellen Leben Jugoslawiens diente. Die EJ wandelte sich von der streng föderalistischen jugoslawischen Kulturplattform in den 1950er Jahren, die den jugoslawischen Unitarismus untergrab, zu einer Plattform, die die Nationenbildung der Republiken und autonomen Provinzen im Dienste des dezentralistischen Umbaus Jugoslawiens ab Ende der 1960er Jahre nachdrücklich bestätigte. Die subjugoslawische nationenbildende Rolle der EJ wurde besonders wichtig im Fall der jugoslawischen Peripherie, die durch die Dezentralisierung politisch gestärkt wurde (Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Vojvodina, Kosovo, Mazedonien). Die EJ lieferte ihnen die Argumentation und Orientierung zur Nationenbildung, da sich ihre kulturelle und akademische Infrastruktur noch entwickelte und ihnen in den jugoslawischen Zentren und international die kulturelle Legitimation fehlte. Das Projekt wird diese Annahmen dokumentieren, indem es sich auf vier Aspekte der EJ konzentriert: 1) Der Nationenbildung-bezogene Inhalt wird mit Hilfe der Rahmenanalyse, eines diskursanalytischen Ansatzes, untersucht. 2) Die Autoren, die die EJ-Artikel zur „nationalen Frage“ verfasst haben, werden anhand ihrer Biografien und akademischen Arbeiten außerhalb des EJ untersucht. 3) Die Analyse des institutionellen (JLI) und 4) des breiteren politischen Kontextes der EJ werden in erster Linie auf der Untersuchung von Archiv- und Zeitungsprimärquellen sowie auf Interviews mit den Mitarbeitern des EJ beruhen, die in Zagreb, Sarajevo, Belgrad, Pristina und Skopje durchgeführt sein werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kroatien
Kooperationspartner Privatdozent Dr. Dino Mujadzevic
 
 

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