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Finanzverwaltung und Judenverfolgung am Beispiel des Oberfinanzpräsidenten Hannover
Antragsteller
Dr. Dieter Brosius
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2000 bis 2004
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5255968
Im Mittelpunkt des beantragten Projektes stehen die archivalische Erfassung und die wissenschaftliche Auswertung eines Aktenbestandes, der sowohl vom Umfang wie auch vom Inhalt her ungewöhnlich ist. 120 lfd. Meter Akten dokumentieren die Arbeit zweier beim hannoverschen Oberfinanzpräsidenten angesiedelter Dienststellen während der NS-Zeit: Mit den Überlieferungen der Devisenstelle und der Vermögensverwertungsstelle, ergänzt durch die Abgaben einzelner Finanzämter im OFP-Zuständigkeitsbereich, kann dezidiert belegt werden, daß die Aktionen der Oberfinanzpräsidenten im Vorfeld wie auch im Nachgang der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 als Vorbereitung des arbeitsteilig organisierten Massenmords an der jüdischen Bevölkerung zu bewerten sind. Diese bereits jetzt offensichtliche Bedeutung des Bestandes begründet die angestebte Kooperation zwischen dem Hauptstaatsarchiv Hannover und dem Historischen Seminar der Universität Hannover. Das parallele Herangehen aus Archivars- und Historikersicht eröffnet die Chance, den Bestand der Öffentlichkeit schnellstmöglich bekannt und zugänglich zu machen. Die Erschließung soll einerseits dem bisher nur ansatzweise erschlossenen Forschungsgebiet der Arisierung, Enteignung und Verwertung jüdischen Vermögens einen Impuls geben, andererseits aber auch rechtssichernden Charakter haben und betroffenen Personen und deren Nachkommen die Möglichkeit eröffnen, schnell und effizient Auskünfte und Unterlagen für ihre Ansprüche für den Untersuchungsraum zu erhalten. Was den Bereich der Akten-Auswertung betrifft, so hat bereits ein erster Einblick in die General- und Einzelfallakten die Annahme nahegelegt, daß die Akten hinsichtlich der Darstellung der Erfassung und Verwertung jüdischen Vermögens eine Verbindung von Opfer- und Tätergeschichte ermöglichen. Der in seiner Vollständigkeit und Dichte der Überlieferung außergewöhnliche Bestand läßt eine Beschreibung aller drei beteiligten bzw. betroffenen Personengruppen zu: Ob Opfer, Vollstrecker oder Nutznießer - für alle drei Blickwinkel bieten die Quellen Interpretationsansätze, die sich bündeln lassen in einer ganzheitlichen Darstellung der letzten Phase der Verfolgung und Ausplünderung der Juden vor ihrer Deportation.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Personen
Professor Dr. Claus Füllberg-Stolberg; Dr. Hans-Dieter Schmid