Detailseite
Idealtypen und Varianten öffentlicher Auftragsvergabe: Wie beschaffen Staaten strategisch und mit welchen Effekten?
Antragstellerin
Professorin Dr. Miriam Hartlapp
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 526011527
OECD-Länder geben fast 15% ihres BIP über die öffentliche Auftragsvergabe aus, und 28% der Staatsausgaben werden für die Beschaffung von Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräften verwendet. Öffentliche Auftragsvergabe ist daher ein wirkungsvolles politisches Instrument und Staaten nutzen öffentliche Beschaffung immer häufiger, um soziale, ökologische und innovative Ziele zu erreichen. Beispiele hierfür sind emissionsarme Fahrzeuge für Armeen, um den Klimawandel voranzutreiben, die Beschäftigung von Minderheiten in kommunalen Pflegeeinrichtungen, um soziale Ungleichheit zu bekämpfen, oder Technologiepartnerschaften zwischen Krankenhäusern und Industrie, um medizinische Geräte zu erneuern. Dort wo der Staat bei der Auftragsvergabe strategische Kriterien einbezieht, die über den Wettbewerbspreis hinausgehen, nutzt er seine Kaufkraft, um in den Markt einzugreifen und diesen zu regulieren. Damit verschiebt sich das Verhältnis zwischen Staat und Markt und wirft Fragen zu den Prioritäten des Staates, zur Kohärenz der Vergabepolitik und zu den Gewinnern und Verlierern dieses Wandels auf. Wir fragen, wie, wann und mit welchem Effekt Staaten strategisch beschaffen. Als Doppelspitze und gemeinsam mit zwei Doktoranden und zwei Postdocs wollen wir erstens der Frage nachgehen, ‚was‘ strategische öffentliche Beschaffung ist und wie sie in ein regulatives Regime eingebettet ist, um Integration unterschiedlicher Kriterien zu ermöglichen. Zweitens konzeptualisieren wir Idealtypen und Varianten strategischer Beschaffungsregime und untersuchen, wie sie sich im Laufe der Zeit und in verschiedenen Sektoren entwickeln. Drittens untersuchen wir die wechselseitigen Auswirkungen von strategischen Zielen und Beschaffungsregimen und theoretisieren sie im Hinblick auf Politik und Machtverhältnisse. In methodischer Hinsicht werden wir die erste akademische Datenbank zu öffentlicher Auftragsvergabe aufbauen, Indikatoren der Auftragsvergabe entwickeln, die die verschiedenen Regime erfassen, um eine systematische vergleichende Analyse der Vergaberegime durchzuführen. Wir kombinieren In-Depth-Policy-Analyse von sechs Primärfällen aus drei Sektoren (Gesundheit, Verteidigung, Sozialschutz) in zwei Ländern (Deutschland und Israel) und vergleichen sie mit zwölf Sekundärfällen aus anderen Ländern. Wir erwarten, dass die Ergebnisse eine vergleichende empirische und theoretische Darstellung strategischer Beschaffungsregime liefern und sowohl politik- als auch policy-zentrierte Theorie für die Analyse von Vergabepolitik nutzbar machen, während strategische Beschaffung gleichzeitig zu einem breiteren Verständnis von Public Policy und Transformation von Staatlichkeit beitragen kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
ausländischer Mitantragsteller
Professor Dr. David Levi-Faur