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Von Dallas zu Berlin on Demand oder die transnationale Verhandlung von Medieninhalten. Eine mehrdimensionale Replikationsstudie in Deutschland und Israel

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 526027541
 
Das Forschungsprojekt bietet eine aktuelle Replikation der bahnbrechenden Dallas-Studie des israelischen Forschungsteams Tamar Liebes und Elihu Katz (1990) "The Export of Meaning: Cross- Cultural Readings of Dallas". Untersucht wurde die weltweite Rezeption der populären US-Fernsehserie innerhalb verschiedener sozio-ethnischer Gruppen in Israel, den USA und Japan. Die Studie machte die heimischen Verhandlungen des Gesehenen sichtbar — in der Sprache der Rezipierenden und auf der Grundlage ihrer individuellen Lebenswirklichkeiten. Für die Verknüpfung in den neuen Produktions- und Rezeptionskontext der heutigen Streaming-Realität erweitert die vorgeschlagene Forschung das Design von Liebes/Katz. Anbieter wie Netflix haben nicht nur die traditionelle TV-Unterhaltung revolutioniert, sie verhalfen Deutschland auch zu ungeahntem Erfolg als Player in der Streaming-Szene. Die kulturelle Verschiebung der Inhalteproduktion sowie die transnationale Dekodierung deutscher Originalproduktionen, die in Berlin spielen, sind Kernaspekte der Replikationsstudie. 'Berlin on demand' bietet neue Vorlagen für die Verhandlung von Lebensrealitäten; die gestreamte Stadt kann interund intrakommunale Beziehungen fördern oder ihnen entgegenstehen. Im deutsch-israelischen Kontext repräsentiert Berlin sowohl eine traumatische Vergangenheit als auch das Bild einer multikulturellen und vielfältigen Metropole, die in der Studie über drei Länder und Kontinente hinweg untersucht werden soll: Israel, Deutschland und Australien. Das Forschungsteam nutzt sowohl interdisziplinäre (Kommunikationswissenschaft, Medienwissenschaft und vergleichende Kulturwissenschaft) als auch internationale Synergien. Empirisch beinhaltet das Projektdesign eine mehrstufige Datenerhebung zu Inhalt, Produktion und Rezeption in einem Mixed- Method-Design. Daten aus den für die Liebes/Katz-Studie elementaren Fokusgruppen werden mit Inhaltsanalysen, Experteninterviews und Big-Data-Netzwerkanalysen ergänzt. Im Resultat wird ein empirisch fundiertes transnationales Modell für die Verhandlung von Streaminginhalten entstehen, welches die heutige Wissensrevolution durch Streaming abbildet. Die Replikation ist also nicht als reine Nutzungsstudie zu verstehen, sondern bearbeitet auch die Konvergenz sich verschiebender Machtverhältnisse, die bisher weder wissenschaftlich noch in der breiten Öffentlichkeit oder der Film- und Fernsehwirtschaft umfassend aufgearbeitet wurden. Der Dreiklang aus neuen Streaming-Technologien, Covid-19 als Katalysator der Nutzung und Europa als Drehscheibe für die Produktion von Inhalten spielt hierbei eine zentrale Rolle. Für die weitere Forschung liefert das Projekt ein erweitertes Verständnis für transnationale Rezeption und versteckte Mechanismen auf dem Content-Culture-Markt, auf dem Kleinstaaten oder Produktionsorte abseits der traditionellen Prestigesprachen wie Französisch oder Englisch ihren vermeintlichen Nachteil in einen Wettbewerbsvorteil verwandeln können.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
Mitverantwortlich Professor Dr. Lothar Mikos
ausländ. Mitantragstellerin Professorin Dr. Gisela Dachs
 
 

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