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Salome und Kaffeeboy - Exotismus der Bilder und Szenarien in den Fin de siècle-Metropolen München, Berlin und Wien
Antragsteller
Professor Dr. Ernst Rebel
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung von 2000 bis 2004
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5466969
Die Untersuchung befaßt sich mit ästhetischen, insbesondere bildkünstlerischen Phänomenen des Exotismus. Zentren des Geschehens sind die Städte München, Berlin und Wien zwischen ca. 1870 und 1914 mit ihren Künstlerfesten, symbolistischen Gemälden und Dekorationen, aber auch ihren neuen Entwicklungen in Fotografie, Karikatur und Gewerbegrafik. Geistigen Fokus bilden hierin alle verschiedenen und vielfach zusammenspielenden Tendenzen einer Verarbeitung von Fremdheitserfahrung: der bald spielerisch-phantastischen, bald wissenschaftlich-rekonstruktiven Aufnahme jener Gegenstände und Motive, die von einem geografischen und kulturellen "Anderswo" zeugen oder - oft wichtiger noch - zu zeugen scheinen. [] Sinnbildlich für diesen weitgespannten, zugleich heterogenen Zusammenhang des Exotischen stehen in meiner Untersuchung das Thema SALOME und die Figur des dunkelhäutigen Dieners (KAFFEEBOY). Sie sind die Pole eines denkbar konstrastreichen Bild- und Gedankenfeldes, das die heimlichen Sehnsüchte nach dem Märchenhaften, Hochentrückten ebenso enthält wie die Abwehr des "Primitiven" und animalisch "Niederen". [] Einerseits soll im historisierenden Verweis auf Arkadiens Mythologeme die Münchner Traditionsbewußtheit gesichert, andererseits deren ferne Horizonte eröffenende Traumkraft gefeiert werden. Zu beweisen steht in München um 1900 nichts weniger als die neue konkurrenzfähige Weltläufigkeit, Fortschrittsfähigkeit in den Geschäften von Leben und Kunst. Hier setzt Kunstgeschichte mit ihren Interessen als diagnostische Bildwissenschaft an. Sie will zeigen, wie der ästhetische Exotismus der Großstädte in den Jahrhundertwendejahren Brennpunkte politischer Ikonografie, sinnlichen Spiels und performativer Intelligenz erzeugt. Und nicht zuletzt will sie herausarbeiten, wie diese Brennpunkte sich als theatrale "Orte des Fremden" erweisen, sind doch Künstlervilla, Atelier, Fest, Bilderrahmen immer auch Inszenierungsorte in einem ganz wörtlichen Sinn.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen