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Die Schädel-Traumatologie in kriegschirurgischen Texten des Spätmittelalters

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2000 bis 2006
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5466540
 
Der Sektor der Schädel-Traumatologie ist besonders im Spätmittelalter ständig weiterentwickelt worden und hat in den (kriegs)chirurgischen Handbüchern deutlichen Niederschlag gefunden; die Textüberlieferung wird überdies von Bildtraditionen begleitet (beispielsweise vom "Wundenmann"), und außerdem liegen einschlägige archäologische Untersuchungen vor. Wir kennen spätmittelalterliche Feldbücher der Wundarznei, die nach Waffengattungen geordnet sind und den Schädelverletzungen detailliert Aufmerksamkeit schenken. In diesem Zusammenhang soll ein epochemachender Operationsbericht aus dem 14. Jahrhundert publiziert werden, der die operative Entfernung eines Hirntumors (Meningeoms) unter Vollnarkose beschreibt. Seit dem späten 14. Jahrhundert spielen kleinkalibrige Schußverletzungen zunehmend eine Rolle, so daß parallel zum Aufkommen der Hakenbüchsen die Diskussion aufkommt, welche Spezialbehandlung bei Schußverletzungen angewandt werden sollte. Auch hier bietet der Bereich der Schädel-Traumatologie beispielhafte Voraussetzungen, die Entwicklung des Kampfgeschehens an den therapeutischen Bemühungen der Feldchirurgie abzulesen. Ziel des Forschungsvorhabens ist es, in monographischer Übersicht anhand der chirurgischen Fachliteratur sowie der entsprechenden Bildtraditionen vom späten 12. bis ausgehenden 15. Jahrhundert zu verfolgen, auf welche Weise waffentechnische Voraussetzungen und neue Strategien der Kriegsführung seitens der Chirurgie als Herausforderung erkannt und durch Anpassung der traumatologischen Maßnahmen beantwortet werden. Dabei wird auf die Stellung der Wundärzte bei der sanitätsdienstlichen Versorgung in den Landsknechtsheeren ebenso einzugehen sein wie auf ihre Position in Städten und Gebietskörperschaften. Die ärztlichen Antworten auf die Veränderungen der Kriegsführung sollen als kulturelles Phänomen sichtbar gemacht werden, das sich in der Entfaltung einer innovativen Terminologie sowie in der Entwicklung einer neuen Literaturgattung manifestiert, die den chirurgischen Dialog mit den kriegsgeschichtlichen Abläufen spiegelt.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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