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Die „Politik der Einsamkeit“: Entmaskulinisierung der Narrative des russischen Souveränismus

Fachliche Zuordnung Politikwissenschaft
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527807706
 
Das vorgeschlagene Forschungsprojekt analysiert, wie der russische politische Diskurs Maskulinität/Femininität mit Makro- und Mikroebenen der Einsamkeit verbindet, um den nationalistischen Souveränismus "Großrusslands" zu legitimieren. Das Forschungsproblem besteht darin, wie der moderne russische Souveränismus und Nationalismus durch zum Schweigen gebrachte Männlichkeit und "Einsamkeitsangst" in erheblichem Maße gerechtfertigt und angeheizt werden; ihre Effekte werden durch eine systematische Diskursanalyse der innen-, außen- und transnationalen Dimensionen des russischen politischen Diskurses ermittelt. Im Mittelpunkt meines Projekts steht die folgende Forschungsfrage: Warum und in welchem Ausmaß tragen Konzepte wie "Männlichkeit" und "Einsamkeitsangst" zur Erklärung der Legitimation des russischen Souveränismus, des geschlechtsspezifischen Nationalismus und der Aggression in innen- und außenpolitischen Angelegenheiten bei? Bei dieser Frage geht es nicht um eine monokausale Argumentation. Die Art und Weise, wie die Forschungsfrage formuliert ist, deutet darauf hin, dass es neben Männlichkeit und Einsamkeitsangst auch andere Faktoren geben kann, die zur Erklärung der Legitimation russischer Aggression beitragen. Das Projekt wird sich jedoch auf das Forschungsziel konzentrieren, den ideologischen Diskurs des Souveränismus als ein Instrument zur Strukturierung von Differenz und Herrschaft durch das Management männlicher Einsamkeitsängste in der modernen russischen Gesellschaft zu untersuchen. Dabei argumentiert das Projekt, dass Staaten im Namen ihrer Bevölkerung sprechen können, wenn der staatliche Souveränitätsdiskurs direkt oder implizit an eine national oder zivilisatorisch definierte "Einsamkeitsangst" der Bevölkerung appelliert. In Gesellschaften wie der russischen, die vom "männlichen Blick" auf die Politik dominiert werden, führt die Ausnutzung der Einsamkeitsangst dazu, dass der Souveränismus zu einer "männlich organisierten Einsamkeit" wird. Das Projekt besteht aus den folgenden Elementen. Es wird zunächst Vorarbeiten zu 1) der psychologischen Forschung über Einsamkeit skizzieren und dann 2) darlegen, wie diese mit politischer Theorie und internationalen Beziehungen zusammenhängt. Danach wird das Projekt 3) den Zusammenhang zwischen "Einsamkeit" und nationalistischem "Souveränismus" erklären und 4) die Wahl Russlands als Fallbeispiel begründen. Anschließend wird das vorgeschlagene Projekt erklären, warum eine Entmaskulinisierung der Narrative des russischen Souveränismus ohne eine Analyse der zum Schweigen gebrachten Dimension des "geschlechtsspezifischen Nationalismus" der "Politik der Einsamkeit" in Russland unmöglich ist. Schließlich werde ich den russischen "geschlechtsspezifischen Nationalismus" und die "vertikale" "Politik der Einsamkeit" horizontalen, transnationalen Praktiken des Umgangs mit Einsamkeit durch "globale Russen" auf einer Mikroebene gegenüberstellen und vergleichen, wodurch erstere Entmaskulinisierung wird.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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