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Prozessontologische Transformationsethik Versuch einer Epistemologie des Wandels in Natur, Umwelt und Gesellschaft

Antragsteller Dr. Ivo Frankenreiter
Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527868205
 
Die sozial-ökologische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft ist ethisch geboten, seit 2015 auch auf höchster politischer Ebene beschlossen und wartet dennoch auf ihre umfassende Umsetzung. Ihre Tragweite schlägt sich in der Diagnose eines ‚Anthropozän‘ des Planeten selbst nieder. Nicht ob der Klimawandel ein politisch relevantes Problem ist, steht in Frage, sondern wie mit ihm kurz- wie auch langfristig umzugehen ist. Der Fokus ethischer Reflexion verschiebt sich damit von Fragen der Begründung auf solche der Umsetzung. Die sozial-ökologische Transformation voranzutreiben macht die Suche nach denjenigen Hindernissen nötig, die ihr entgegenstehen. Diese Herausforderung anzunehmen bildet den Gegenstand einer Transformationsethik. Dafür ist nach der Blockadewirkung grundlegender Weisen zu fragen, in denen die Welt im weitesten Sinne, ihr Werden und Vergehen sowie die Stellung und Interaktion von uns Menschen in und mit diesen Prozessen verstanden werden. Auch ohne explizite Auseinandersetzung mit solchen Vorstellungen stellen sie Hintergrundannahmen dar, die implizit jedes Handeln beeinflussen. Daraus folgt die Relevanz einer epistemologischen Dimension in Fragen des Umgangs mit dem Klimawandel: Das Verständnis der Prozesse stellt die Weichen für Möglichkeiten und Grenzen des Umgangs mit ihnen. Die ethische Reflexion ist deshalb über eine Rezeption natur- und sozialwissenschaftlicher Arbeiten hinaus auch auf ontologische Fragen zu erweitern. Um die Problemstellung zu präzisieren, werden mit Kap. I aus der Breite an hierzu erschienenen Beiträgen die Arbeiten Ulrich Becks und Bruno Latours herausgegriffen. Wegweisend ist deren Impuls, die soziologische Arbeit um Fragen der Metaphysik zu erweitern: Weil es unkritisch vorausgesetzte Antworten auf metaphysische Fragen sind, die als hintergründige Ursachen für den gesellschaftlichen Umgang mit dem Klimawandel analysiert werden, bleibt die Auseinandersetzung hinter dem Problemniveau ihres Gegenstands zurück, solange solche Fragen ausgeblendet werden. Kap. II erarbeitet anhand der Philosophie Whiteheads den begrifflichen Werkzeugkasten, um diesen Impuls aufzunehmen. Dessen Leistungsfähigkeit wird in Kap. III anhand der schöpfungstheologischen Perspektive der Enzyklika Laudato si’ und des interdisziplinären Diskurses um den Begriff ‚Resilienz‘ geprüft, bevor Kap. IV die unterschiedlichen Erträge im titelgebenden Konzept einer prozessontologischen Transformationsethik bündelt. Als Objektgenitiv macht ‚Ethik der Transformation‘ die Prozesse zum Thema, die den ‚Wandel in Natur, Umwelt und Gesellschaft‘ bestimmen. Um angemessen auf die epistemologische Problemdimension reagieren zu können, ist es aber eben dafür erforderlich, dass die Kategorie der Transformation auch zur bestimmenden Charakteristik der ethischen Reflexion selbst wird: ‚Ethik der Transformation‘ im Sinne eines Subjektsgenitivs oder Formalobjekts bedeutet dann, dem ontologischen Stellenwert des Wandels auch konzeptuell Rechnung zu tragen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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