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Die räumliche Verteilung der Gemüseproduktion in Thailand und deren Entwicklungstendenzen

Fachliche Zuordnung Agrarökonomie, Agrarpolitik, Agrarsoziologie
Förderung Förderung von 2000 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5278953
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Verbunden mit dem raschen Wirtschaftswachstum in Thailand zeigt auch der Gemüsebausektor eine dynamische Entwicklung. Einerseits ist die Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln wie frischem Gemüse mit steigendem Pro-Kopf-Einkommen gewachsen, andererseits wird der Gemüsebau von den traditionellen Anbauflächen rund um Bangkok durch weitere Urbanisierung und expandierende Siedlungs- und Industrieflächen verdrängt. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Bestimmungsfaktoren der Mobilität der Gemüseproduktion und die künftigen Produktionsstandorte vor dem Hintergrund einer rückläufigen Produktion in den traditionellen Anbaugebieten um die wachsende Hauptstadt zu identifizieren. Darüber hinaus wird untersucht, inwieweit die Verlagerung der Produktionsstandorte mit der Adoption umweltfreundlicher Produktionsverfahren verbunden ist und ob umweltpolitische Maßnahmen geeignet sind, die negativen Externalitäten der gegenwärtig dominierenden Technologien zu reduzieren. Zu diesem Zweck wurde ein Programmierungsmodell für den Gemüsesektor entwickelt, das Produktion und Nachfrage für 23 Gemüsegruppen in acht über Transportaktivitäten verbundenen Regionen sowie weitere Anbauaktivitäten der Gemüsebaubetriebe abbildet. Das Modell deckt damit etwa 90% des Produktionswertes des Gemüsesektors zu loco-Hof-Preisen ab und minimiert die variablen Kosten der Gemüseproduktion und -transformation unter Berücksichtigung regionaler Nachfragemengen. Die Kapazitätsbeschränkungen der regionalen Produktion sind aus Daten des Agrarzensus und weiteren Sekundärdaten abgeleitet worden. Die Produktionstechnologie wird durch regional differenzierte Parameter der Produktionsaktivitäten abgebildet. Diese Daten wurden im Rahmen von Expertenworkshops mit Gemüsebauern und Fachleuten der landwirtschaftlichen Offizialberatung erhoben. Das Modell wurde mit Hilfe der positiven mathematischen Programmierung auf die im Basisjahr beobachteten Aktivitätsumfänge kalibriert. Die Ergebnisse der Modellsimulationen zeigen, dass im Durchschnitt nur 43% der regionalen Gemüseproduktion innerhalb der Ursprungsregion verbraucht werden. Bedingt durch die regional unterschiedlichen Produktionsbedingen wird Gemüse über durchschnittlich 293 Kilometer transportiert. Damit verursacht der Transport etwa 245.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr. Weiterhin zeigen die Modellergebnisse, dass die Intensität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes in Nordthailand bereits das Niveau der traditionellen Anbaugebiete um Bangkok erreicht hat und auf Gemüseflächen etwa 11,8 kg an aktiven Substanzen pro Hektar und Jahr ausgebracht werden. Die Auswirkungen von Veränderungen in verschiedenen exogenen Variablen sind durch parametrische Simulation untersucht worden. Es zeigt sich, dass die regionalen Anteile an der Gemüseproduktion vergleichsweise stabil sind. Sowohl steigende Nachfrage, als auch verbesserte Transporttechnologie und eine Beschränkung des Gemüseanbaus in Bangkok führen zu einer stärkeren Verlagerung von den marktnahen zu weiter entfernten Produktionsstandorten. Dagegen wirken steigende Energiepreise und eine Pestizidreduktionspolltik darauf hin, dass die Produktion auf marktnahen Standorten zunimmt. Um eine Aussage über die künftige Entwicklung zu treffen, wurde ein plausibles Szenario für das Jahr 2011 definiert, das von steigender Nachfrage, zunehmenden Energie preisen, steigenden Löhnen, abnehmenden Gemüsebauflächen in Bangkok und Umgebung, steigenden Erträgen und weiterer Adoption umweltfreundlicher Produktionsverfahren ausgeht. Das Ergebnis für dieses Szenario zeigt, dass die Gemüseproduktion in allen Regionen etwa gleichmäßig steigt, wohingegen die Landnutzung und Nachfrage nach Arbeitskräften bedingt durch Produktivitätssteigerungen sinken. Die marginalen Kosten des Gemüseangebots auf den zentralen Großmärkten erhöhen sich dabei um durchschnittlich etwa 10% infolge steigender Löhne und Transportkosten. Die Intensität des Düngemittel- und Pflanzenschutzmitteleinsatzes wird dabei sogar zunehmen, insbesondere in Regionen mit einem bereits hohen Einsatzniveau. Eine Fortsetzung der gegenwärtigen Entwicklung führt demnach zu weiter steigenden externen Kosten der Gemüseproduktion. Die Wirkung von drei ausgewählten Politikmaßnahmen mit dem Ziel, diesen Trend umzukehren, wurde mit Hilfe des Modells untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass eine politisch durchgesetzte Beschränkung des Gemüseanbaus in Stadtnähe (um Bangkok) zwar die absoluten Einsatzmengen in dieser Region reduziert, aber mit höheren Intensitäten auf den verbleibenden Flächen und in anderen Regionen verbunden ist. Die Festlegung eines Pestizidreduktionsziels ist mit gegenwärtig verfügbarer Technologie bis zu einem Reduktionsziel von 30% möglich, führt aber zu deutlich höheren marginalen Kosten des Gemüseangebots. Eine Pigou-Steuer auf der Basis der Umweltwirkung einzelner Pestizide zeigt sich in den Simulationen als wirksame Maßnahme. Der Anstieg der marginalen Angebotskosten ist dabei mäßig und kann durch weitere Adoption umweltfreundlicher Produktionstechniken gesenkt werden.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2001): „The spatial distribution of vegetable production In Thailand and its dynamics - An economic approach". 13 July 2001, Asian Vegetable Research and Development Center, Shanhua, Taiwan
    Hardeweg, B.
  • (2002): Economic and environmental performance of alternative vegetable production systems in Thailand. In: Heidhues and Schwarzmeier (Hrsg.): Sustaining Food Security and Managing Natural Resources in Southeast Asia - Challenges for the 21 st Century, Chiang Mai, Thailand, Chiang Mai University
    Hardeweg, B. and H. Waibel
  • (2004): „Entwicklung von Simulationsmodellen typischer Betriebe im Gartenbau für die Politikberatung". 41. Gartenbauwissenschaftliche Tagung, 25.-28. Februar 2004, Wien
    Hardeweg, B. und H. Waibel
  • (2005): „A simulation model of vegetable production systems in Thailand - First results and possible implications". Workshop on Vegetable Research Cooperation between the Worid Vegetable Center and German Institutes, 31 May 2005, Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Bonn
    Hardeweg, B.
  • "A Spatial Model of Vegetable Production in Thailand: Results and Policy Implications". Tropentag, 11.-13. Oktober 2006, Bonn
    Hardeweg, B. and H. Waibel
  • "A Spatial Model of Vegetable Production in Thailand: Selected Results and Policy Implications". Forschungskolloquium der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät am 8. Februar 2006, Leibniz Universität Hannover
    Hardeweg, B.
  • (2008): The spatial distribution and interregional dynamics of vegetable production in Thailand. Dissertation, Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Wissenschaftsverlag Vauk, Kiel
    Hardeweg, B.
 
 

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