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Die Krise als Chance: Tierpersönlichkeit als Faktor in der Reproduzierbarkeitsforschung

Fachliche Zuordnung Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527921395
 
Unter dem Schlagwort der Reproducibility Crisis diskutieren weltweit immer mehr Wissenschaftler*innen über die (Un)Fähigkeit, scheinbar gesicherte Forschungsergebnisse zu reproduzieren. Dabei zeigen systematische Studien, dass die Prävalenz nicht reproduzierbarer Forschungsergebnisse bei über 50% liegt. Aus einer eher zynischen Perspektive betrachtet, hat Fetts Laborgesetz "Never replicate a successful experiment" damit eine völlig neue Bedeutung bekommen. In der tierexperimentellen Forschung hat das Thema zudem eine besondere Brisanz, da die Verwendung von Tieren für nicht-reproduzierbare Forschung sowohl tierethische als auch gesellschaftliche Fragen aufwirft. Um dem entgegenzuwirken, ist es notwendig, die Ursachen für schlechte Reproduzierbarkeit zu identifizieren und diese zu beheben. Vor diesem Hintergrund entwickeln wir im vorliegenden Projekt einen neuen Ansatz, um die Reproduzierbarkeit von Tierversuchen am Beispiel von Verhaltensversuchen zu verbessern. Konkret schlagen wir vor, stabile inter-individuelle Unterschiede im Verhalten, sogenannte "Tierpersönlichkeiten", als eine bisher vernachlässigte Variationsquelle in Tierversuchen in den Fokus zu rücken. Unser Projektplan besteht dabei aus vier Arbeitspaketen (APs), von denen die APs I-III die experimentelle Basis für eine Proof-of-Principle-Studie über Reproduzierbarkeit in AP IV darstellen. Kurz zusammengefasst untersucht AP I, wie zeitliche Stabilität im Verhalten von Labormäusen zuverlässig erfasst werden kann, während AP II sich mit der Frage beschäftigt, ob Persönlichkeitsunterschiede zwischen Versuchstieren einen erheblichen Anteil der oftmals beschriebenen "Restvariation" erklären können. Darüber hinaus werden in AP II "prädiktive Marker" für Mauspersönlichkeit validiert, die die Identifikation verschiedener Persönlichkeitstypen mit wenig Aufwand ermöglichen sollen. AP III untersucht potenzielle Wechselwirkungen zwischen der Persönlichkeit der Tiere und exemplarischen Versuchsbehandlungen, um zu klären, ob die Persönlichkeit eines Tieres das Ergebnis einer Studie beeinflussen kann. AP IV zielt abschließend darauf ab, ein Versuchsdesign zu entwickeln, welches Persönlichkeitsunterschiede systematisch berücksichtigt, damit die statistische Power erhöht und letztendlich zu einer verbesserten Reproduzierbarkeit der Befunde beiträgt. Wir gehen davon aus, dass die Ergebnisse sowohl für die Erforschung der Tierpersönlichkeit als auch für die Planung und Durchführung von Tierversuchen von Bedeutung sind.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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