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Soziale Modulation von Imitationsverhalten

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527964716
 
Individuen haben die Tendenz ein breites Spektrum unterschiedlicher Verhaltensweisen automatisch nachzuahmen. Vergangene Forschung hat gezeigt, dass dieses Imitationsverhalten eine wichtige soziale Funktion erfüllt, indem es eine soziale Bindung zwischen Interaktionspartnern herstellt. Obwohl die Prävalenz menschlichen Nachahmens und deren positiven sozialen Konsequenzen gut erforscht sind, sind die zugrundeliegenden Mechanismen nach wie vor nicht gänzlich geklärt. Insbesondere die Frage, ob und wie soziale Faktoren Imitationsverhalten beeinflussen, ist Teil einer anhaltenden Debatte. Bislang wurden zwei verschiedene Theorien zur Erklärung sozialer Modulation von Imitationsverhalten vorgeschlagen. Zum einen postulieren Motivationstheorien, dass Menschen Imitation als Mittel einsetzen, um sich mit anderen zu verbinden. Deshalb sollten Individuen andere stärker imitieren, wenn sie ein Zugehörigkeitsziel haben. Auf der anderen Seite schlagen „Self-other-overlap“ Theorien vor, dass Imitationstendenzen erlernte Reaktionen sind, die sich als Ergebnis von Selbstbeobachtung und der Interaktion mit anderen, oft ähnlichen Personen entwickeln. Folglich sollten Personen, die als ähnlich wahrgenommen werden, stärker imitiert werden. In der ersten Förderperiode dieses Projekts konnten wir in Übereinstimmung mit „Self-other-overlap“ Theorien zeigen, dass ein Fokus auf Ähnlichkeiten im Vergleich zu Unterschieden die wahrgenommenen Ähnlichkeiten erhöht und dadurch automatisches Imitationsverhalten steigert. In weiteren Studien haben wir untersucht, ob auch andere Faktoren, die wahrgenommene Ähnlichkeiten erhöhen, automatische Nachahmung modulieren. Die Ergebnisse dieser Studien sind gemischt und zeigen, dass einige soziale Variablen Imitationsverhalten modulieren, andere hingegen nicht. Dies wirft die grundlegende Frage auf, welche sozialen Faktoren Imitationsverhalten aufgrund welcher Prozesse beeinflussen. Interessanterweise spezifizieren aktuelle Theorien nicht, welche konkreten sozialen Faktoren Imitationsverhalten modulieren sollten. In dem vorgeschlagenen Projekt werden wir diese Lücke in drei Arbeitspaketen (WPs) schließen und eine integrative Theorie zur sozialen Modulation von Imitationsverhalten formalisieren. In WP 1 wollen wir untersuchen, inwieweit die verschiedenen Prozesse (Ähnlichkeit und Zugehörigkeitsziele) Nachahmungsverhalten tatsächlich beeinflussen. In WP 2 werden wir testen, ob soziale Faktoren, von denen bisher angenommen wurde, dass sie imitatives Verhalten modulieren, wahrgenommene Ähnlichkeit und Zugehörigkeitsziele überhaupt erhöhen. Auf der Grundlage der in WP 1 und 2 gewonnenen Erkenntnisse werden wir ein theoretisches Modell formalisieren, um anhand einer mathematischen Formel präzisere Vorhersagen darüber treffen, inwieweit verschiedene soziale Faktoren Imitationsverhalten modulieren. Zum Schluss werden wir diese Vorhersagen empirisch testen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Belgien
Mitverantwortlich Professor Dr. Jan Crusius
Kooperationspartner Dr. Emiel Cracco
 
 

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