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Subjektivitäten von Landbesitzertum (SoL): Landumverteilung und der Nationalstaat in den baltischen Staaten während des 20. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528028519
 
Die Frage, wer Land besitzen darf, ist ein Schlüsselproblem für soziale, wirtschaftliche und politische Systeme weltweit. Für Eigentümer kann Land sowohl Lebensunterhalt als auch sozialen Status garantieren. Für moderne Staaten hingegen ist die Kontrolle von Landbesitz (und landwirtschaftlicher Produktion) auf besondere Weise mit nationaler Souveränität verbunden. Politiken der Landumverteilung zielen daher darauf ab, die Beziehung zwischen ländlicher Bevölkerung und Staat zu vertiefen, indem sie soziale Identitäten formen und dem Staat Legitimität verschaffen. Aus diesem Grund spielen Landverteilung und -reform bei Revolutionen und politischen Umwälzungen eine entscheidende Rolle. Landreformen sind daher zu einem Gradmesser von Demokratisierung, wirtschaftlicher Ermächtigung und sozialer Integration geworden. Das beantragte Projekt SOL untersucht, inwieweit sukzessive Projekte der Landumverteilung die Geschichte der baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) im 20. Jahrhundert geprägt haben und zu einem spezifischen Verhältnis zwischen Gesellschaft und Staat führten. SOL führt die Landreform der Nationalstaaten der Zwischenkriegszeit, die nach dem Zusammenbruch des Russländischen Imperiums entstanden, die Kollektivierung nach der sowjetischen Annexion und die Privatisierung 1991 zusammen. Die Landreformen der Zwischenkriegszeit sowie die Privatisierung der 1990er Jahre spielten in politischer und ökonomischer Hinsicht eine zentrale Rolle beim inneren Staatsaufbau und bei der Integration in eine neue internationale Ordnung; während die Kollektivierung für die Sowjetisierung der Region zentral ist. SoL fokussiert die transformativen Landumverteilungen beider Epochen durch einen interdisziplinär angelegten Analyserahmen der "Subjektivität", um die langfristigen Auswirkungen auf Gesellschaften zu untersuchen. Es untersucht, wie die Ungewissheit über die Zukunft von Eigentumsnormen Landumverteilungsprojekte prägte, wie die Landumverteilung Selbstbilder und Konzepte von Individuen, Familien und Geschlechterrollen, Gemeinschaften und Gesellschaften veränderte und somit Identitäten, aber auch Loyalitäten prägte. SOL zielt darauf ab, die strategische Partnerschaft des Herder-Instituts und der Universität Birmingham zu stärken, indem es führende wissenschaftliche Expertise und einzigartige Archivsammlungen zur baltischen Geschichte zusammenbringt. SOL wird eng mit Projektpartnern in den baltischen Staaten zusammenarbeiten. Durch eine komplexe Transferstrategie sowie eine Reihe von Workshops und Gaststipendien werden die Ergebnisse für eine Vielzahl wissenschaftlicher Disziplinen und Zielgruppen von nachhaltiger Bedeutung sein. Das Projekt wird von einem Team aus zwei PIs, zwei Mitarbeitern und 2 Hilfskräften durchgeführt. Als Ergebnis sind eine gemeinsam verfasste Monographie, eine Monografie, sowie mindestens sechs wissenschaftliche Artikel und Forschungsdatenpublikation geplant.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartner Dr. Klaus Richter
 
 

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