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Die Zusammenführung von Belegen über Ursachen in der Medizin und den medizinischen Wissenschaften
Antragsteller
Professor Dr. Stephan Hartmann
Fachliche Zuordnung
Theoretische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528031869
In vielen Bereichen der Wissenschaft kann man sich auf eine Vielzahl von Belegen von Untersuchungen, Experten und Disziplinen stützen, um kausale Aussagen abzuleiten. Dementsprechend ist die adäquate Zusammenführung von Belegen zur Gewinnung von Kausalwissen eine weit verbreitete Herausforderung für Wissenschaftler und diejenigen, die sich bei ihrer Entscheidungsfindung auf wissenschaftliche Kausalaussagen stützen wollen. Dies gilt insbesondere für die biomedizinischen Wissenschaften und die medizinische Praxis. Hier gibt es mindestens vier besondere Bereiche, in denen Praktiker kausales Wissen synthetisieren müssen: (i) die Behandlung einer Reihe von Patienten in der klinischen Routinepraxis, (ii) die Messung einzelner Effektgrößen aus mehreren medizinischen Studien und deren Kombination zu einer Gesamteffektgröße, (iii) das Ziehen von Schlussfolgerungen über Interventionseffekte auf der Grundlage sehr unterschiedlicher Evidenz und (iv) die Synthese der Urteile einer Gruppe von Experten. In jedem Bereich haben die Belege für vermutete kausale Zusammenhänge unterschiedliche Formen und Eigenschaften sowie unterschiedliche Zuverlässigkeitsgrade, und die Art und Weise, wie diese verschiedenen Belege synthetisiert werden können, ist von Bereich zu Bereich unterschiedlich. Es zeigt sich, dass es in jedem dieser Bereiche zahlreiche kontroverse und ungelöste Debatten gibt. Man könnte versucht sein zu glauben, dass es sich dabei um rein wissenschaftliche Fragen handelt, die durch technische Entwicklungen in der Medizin oder Statistik gelöst werden könnten. Tatsächlich ist die Existenz dieser ungelösten Debatten jedoch ein Hinweis auf tiefere philosophische Herausforderungen. Dementsprechend besteht das Ziel dieses Projekts darin, systematisch Schritte in Richtung eines besseren Verständnisses des Spektrums an Möglichkeiten zur Zusammenführung von Beweisen für Ursachen in jedem der vier oben beschriebenen Bereiche zu erkunden, wobei die Instrumente der Wissenschaftstheorie genutzt werden. Insbesondere wollen wir formale Einschränkungen, präskriptive Prinzipien und methodologische Heuristiken formulieren, die Praktiker in der Medizin leiten und in diesem praktischen, politikorientierten Kontext als Bewertungsnormen verwendet werden könnten. Zu diesem Zweck verwenden wir Fallstudien, formale Arbeiten und Computersimulationen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Partnerorganisation
Arts and Humanities Research Council
Kooperationspartner
Professor Jacob Stegenga