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Politsche Dimensionen herrscherlicher Landvergabe in der spätrömischen Welt (4.-6. Jh.)

Fachliche Zuordnung Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528051118
 
Landbesitz bildete die Grundlage wirtschaftlicher und politischer Macht in der spätrömischen Welt. Auf Landbesitz beruhte der Wohlstand ihrer Elite, ihr Prestige und Einfluss. Land generierte zugleich die Einkünfte aus Steuern, Pacht oder direkter Bewirtschaftung, auf die die römischen Kaiser ebenso wie die Könige der seit dem 5. Jahrhundert im Westen neu entstehenden politischen Formationen ihre Macht gründeten. Die Geschichtswissenschaft hat der ökonomischen, sozialen und politischen Bedeutung von Landbesitz in der spätrömischen Welt daher seit jeher große Aufmerksamkeit entgegengebracht. Ein bedeutender Aspekt dieser Thematik ist in der Forschung bislang allerdings nur gestreift worden: Der größte Landbesitzer im spätrömischen Reich war der Kaiser, in den westlichen Königtümern darf man dasselbe für deren Herrscher annehmen. Dieser Landbesitz wurde nur zum Teil direkt bewirtschaftet, zu einem wohl viel größeren aber in Form von Schenkung, Verpachtung oder anderen Formen der Veräußerung von Land oder einzelner Rechte daran umverteilt, ein Prozess, dessen Auswirkungen auf die sozioökomischen Verhältnisse und Hierarchien in den Lokalgesellschaften rund um das Mittelmeer beträchtlich gewesen sein müssen. Insbesondere für die Eliten der spätrömischen Welt stellte Zugang zu diesem Land eine wichtige ökonomische und politische Ressource dar: Städtische und imperiale Eliten, barbarische Militärs und Kirchenmänner konkurrierten um sie - und fürchteten, in Phasen politischer Spannung, die Konfiskation. Für Kaiser und Könige war die Vergabe von Land umgekehrt eine wichtiges Herrschaftsinstrument, mit dem sich Loyalitäten und Abhängigkeiten schaffen und Drohpotential aufbauen ließ. Unser Projekt wird zum ersten Mal diese politische Dimension von Landvergaben auf systematischer Basis untersuchen und ihre strukturbildende Rolle in den Gesellschaften der spätrömischen Welt analysieren. Ermöglicht wird dies durch das Zusammenspiel der unterschiedlichen Expertisen der beiden Projektleiter; es erlaubt uns, sowohl die Interaktion von Eliten und Herrschern in der Konkurrenz um Land, die dabei tätigen Akteure und Mechanismen vor dem Hintergrund der jeweiligen administrativen und rechtlichen Rahmenbedingungen umfassend zu beschreiben als auch an konkreten Fallbeispielen die Effekte dieser 'Politiken der Landvergabe' auf der Ebene von Lokalgesellschaften zu beobachten. Grundlage für beides wird eine Datenbank sein, die alle Quellenbelege für Land und Landvergaben von Kaisern und Königen sammelt und am Ende der Projektlaufzeit frei zugänglich gemacht werden wird. Die auf dieser Grundlage zu erzielenden systematischen Ergebnisse zu den 'Politiken der Landvergabe' und ihren sozioökonomischen Konsequenzen werden Gegenstand einer von den Projektleitern und -mitarbeitern in Koautorschaft zu erstellenden Monographie sein. Eine Konferenz, die das Projekt veranstalten wird, und ein daraus entstehender Sammelband werden darüberhinausgehende Kontexte der Thematik explorieren
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartner Professor Dr. Carlos Machado
 
 

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