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Horror und literarische Manifestationen von Furcht im frühneuzeitlichen Judentum

Antragstellerin Dr. Ilaria Briata
Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528051161
 
Das Genre des Horrors in Literatur und Kino ist ein zunehmend wichtiger Bereich der zeitgenössischen Kulturproduktion. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Wissenschaft mehr und mehr damit befasst, Horror nicht nur als kulturelles Phänomen in der (populären) zeitgenössischen Literatur und Kunst zu untersuchen, sondern auch als eine transhistorische Kategorie, die auf die Vorläufer des Gothic, des Weird und des Pulp anwendbar ist. Innerhalb dieses erfrischenden wissenschaftlichen Rahmens, der sich mehr und mehr von westlich-zentrischen Prämissen zu postkolonialen Belangen hin ausweitet, scheint das Feld der jüdischen Studien unterrepräsentiert zu sein, obwohl es fruchtbaren, aber unerforschten Boden bietet. Während der jüdische Horror im aktuellen Kino und in der Literatur ein blühendes Revival erlebt, fehlt es noch immer an einer gründlichen und systematischen Untersuchung seiner vielfältigen Manifestationen, deren Vielfalt sich um die Darstellung und Aufführung der Emotion Angst rankt, in der Geschichte der jüdischen Kultur. Das auf drei Jahre angelegte Projekt will eine originelle Untersuchung der literarischen Darstellung und Inszenierung des emotionalen Zustands der Angst im frühneuzeitlichen Judentum initiieren. Eine kurze Monographie wird den Grundstein für die Etablierung des "jüdischen Horrors" als akademisches Feld legen, indem drei Fallstudien vorgestellt werden: (a) Idealisierungen der Angst im religiösen Denken; (b) Erzählungen über das Dämonische; (c) Verse über den Tod und das Jenseits. Für die Untersuchung werden ausgewählte hebräische Texte herangezogen, die zwischen dem späten 16. und der Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sind und Horrormotive in verschiedenen Gattungen behandeln, d. h. in Musar (psychagogische Literatur), Erzählungen und Gedichten. Darüber hinaus wird die methodische Untersuchung zur Einführung der wissenschaftlichen Kategorisierung des "jüdischen Horror" im Rahmen eines internationalen Workshops erforscht, der die kulturelle Studie der Angst auf weitere historische und literarische Phänomene des Judentums ausdehnt. Die Ergebnisse werden in einem Sammelband zusammengefasst, dessen Einleitung eine theoretische Reflexion über die Etablierung der "jüdischen Horror"-Wissenschaft als neues Forschungsfeld in den Judaistik und darüber hinaus bietet. Schließlich werden die laufenden Aktivitäten des Projekts auf einem Blog vorgestellt, um die bestehende und weit verbreitete Neugier auf die jüdische Seite des Horrors sowohl in akademischen Netzwerken als auch bei einem nicht spezialisierten Publikum aufzufangen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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