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Paraphrasen der Alten Welt. Interkulturelle Ästhetik im Werk von Alejo Carpentier
Antragsteller
Professor Dr. Gerhard Wild
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5280960
Die vorliegende Arbeit untersucht die produktive Aneignung europäischer Kultur in Lateinamerika unter einer zugleich interkulturellen und intermedialen Perspektive. Der kubanische Autor Alejo Carpentier (1904-1980) reflektiert nicht nur in seinen Essays europäische Werke verschiedenster nationaler, zeitlicher und medialer Herkunft, sondern verarbeitet diese in überraschender Weise in seinem Erzählwerk: In der Literatur reicht die Spannweite der verarbeiteten Texte von Homers Odyssee über Cervantes' Don Quijote und Voltaires Candide bis zu Goethes Wilehlm Meister und Thomas Manns Doktor Faustus; auch Filme des Surrealismus (Bunuel), Gemälde Dalis und Goyas oder Radierungen Piranesis werden spielerisch verarbeitet; musikalische Techniken wie das altspanische tiento werden ebenso verwendet wie die Variationsverfahren Beethovens und die Reihentechnik Schönbergs; in seinem Spätwerk vereinnahmt Carpentier ästhetische Prinzipien Strawinsksys und Mallarmés symbolistische Interpretation des klasischen Balletts. Vielfalt und Vieldeutigkeit dieser Kombinationsspiele scheinen Prinzipien der Postmoderne zu antizipieren, gründen indes in einer neomanieristischen Ästhetik, die für Lateinamerika insofern besonders charakteristisch ist, als sie vormoderne und avantgardistische Momente in einer respektlos-unpolemischen Weise spielerisch vermischt.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen