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Friedensprobleme und Konfliktkulturen in Deutschland 1748-1848
Antragsteller
Professor Dr. Edgar Wolfrum
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2000 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5281026
Zur Friedensproblematik liegen sehr disparate Einzelforschungen vor. Das Projekt möchte zu einer neuen, problemorientierten Gesamtinterpretation gelangen, an der es bisher mangelt. Dabei empfiehlt es sich, nicht nur nach den Analyseebenen - vor allem zwischenstaatliche Ordnung und gesellschaftliche Praxis - zu differenzieren, sondern das Friedensproblem mit graduellen Begriffen schärfer zu fassen. So soll unterschieden werden zwischen 1. Friedlosigkeit und Friedenshemmnissen und 2. Friedensagenturen und Befriedungsprozessen. Die Zeitabschnitte vor und nach der Französischen Revolution, die von einschneidender Bedeutung für die Friedensproblematik war, sind stets getrennt betrachtet worden. In der geplanten Studie wird die Zäsur 1789/18oo überschritten. Damit sollen Kontinuitäten und Diskontinuitäten stärker, als es bisher die Regel ist, zum Thema gemacht werden. Der Untersuchungszeitraum umfaßt die Epoche der großen Friedensdiskussion, der neuen Kriege, des aufkommenden Bellizismus und der Entstehung der organisierten Friedensbewegung. Das Projekt untersucht die Friedensproblematik methodisch aus einer Doppelperspektive: Der erste Teil der geplanten Untersuchung analysiert das Spannungsverhältnis zwischen den politischen Entscheidungen und Rahmenbedingungen - Frieden als praktizierte Ordnung - einerseits und den politisch-philosophischen Entwürfen - Frieden als gedachte Ordnung - andererseits. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der sozialen Wahrnehmung und Deutung im breiteren gesellschaftlichen Raum, fragt nach Inszenierungen des Friedens bzw. nach sozialen Praktiken und erörtert die kulturelle Konstruktion des Friedens. In einer Schlüsselepoche, die auf alle nachfolgenden Zeiten ausstrahlte, wird somit Frieden erstmals umfassend als ein komplexes historisches Produkt von Vorstellungen, Erfahrungen und Verhaltensweisen analysiert.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien