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Altjiddische Bearbeitungen deutscher literarischer Texte, 1400 – 1800: Kulturtransfer und christlich-jüdische Beziehungen im frühneuzeitlichen Europa
Antragstellerin
Professorin Dr. Astrid Lembke
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Religionswissenschaft und Judaistik
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528168121
Das Projekt beschäftigt sich mit einem der zentralen und besonders komplexen Aspekte deutsch-jiddischer Beziehungen – dem der altjiddischen Bearbeitungen mittelalterlicher und frühneuzeitlicher deutschsprachiger literarischer Vorlagen. Dieses einzigartige Korpus, hervorgebracht und überliefert in den jüdisch-aschkenasischen Gemeinschaften Europas vom 14. bis zum späten 18. Jahrhundert, beinhaltet Werke unterschiedlicher Gattungen, darunter Heldenepik, höfischer Roman, Prosaroman, Fabel- und Lieddichtung. Als facettenreiche Form des Kulturtransfers zwischen christlicher Mehrheitskultur und jüdischer Minderheit werfen diese Bearbeitungen interessante Fragen auf, was die Identität der jüdischen Übersetzer angeht, ihre Auswahl der bearbeiteten Texte und ihre Übersetzungstechniken, die möglichen Beweggründe, die zur Übersetzung führten, sowie die Rezeption der Übersetzungen in der Frühen Neuzeit und darüber hinaus. In den vergangenen Jahren haben diese altjiddischen Bearbeitungen die Aufmerksamkeit von Wissenschaftler:innen der Jiddistik und Judaistik, Germanistik und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Kulturgeschichte und Übersetzungswissenschaft auf sich gezogen. Ihre Studien zeigen ein wachsendes Interesse an altjiddischer Literatur und belegen, welch innovatives und kreatives Potenzial den Texten innewohnt; zugleich wird darin aber auch die Heterogenität eines multidisziplinären Forschungsbereichs sichtbar, dem es an grundlegenden Untersuchungsinstrumenten mangelt, die für seinen Zusammenhalt und seine künftige Entwicklung unentbehrlich sind. Ziel unserer deutsch-israelischen Kooperation ist es, auf dreierlei Weise einen Beitrag zur Erforschung altjiddischer Bearbeitungen deutscher literarischer Vorlagen wie auch zum größeren Bereich der Älteren jiddischen Literaturwissenschaft zu leisten: 1) Unser umfassendes und interdisziplinäres Handbuch wird als maßgeblicher Leitfaden erstmals das Korpus altjiddischer literarischer Adaptationen systematisch und auf der Grundlage tiefgehender Recherchen darstellen. Es wird eine vollständige Bibliographie und Informationen zu historischen und literarischen Hintergründen sowie eingehende Analysen der jeweiligen Werke aus philologischer und kulturgeschichtlicher Perspektive enthalten. 2) Die interdisziplinäre Zusammenarbeit wird Grundlage neuer und eigenständiger Forschung sein. Die Ergebnisse sollen in Publikationsorganen mit Peer-Review veröffentlicht und in das Handbuch integriert werden. 3) Wir werden erstmals eine vielfältig durchsuchbare, frei zugängliche und kontinuierlich aktualisierte Online-Datenbank unseres Textkorpus‘ erstellen, um weltweit die Erforschung deutsch-jiddischer Literaturbeziehungen zu erleichtern. Mithilfe dieser drei komplementären Ziele werden wir exzellente Forschung und Lehre im Bereich der Älteren jiddischen Literaturwissenschaft fördern und auf diese Weise auch deren Sichtbarkeit und Attraktivität in den Augen herausragender Studierender verschiedener Fächer erhöhen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
ausländ. Mitantragstellerin
Dr. Aya Elyada