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Temporalität und strategische Planung – Zum Timing von Strategieveränderungen am Beispiel des Emscherumbaus
Antragsteller
Dr. Gérard Hutter; Professor Dr. Thorsten Wiechmann
Fachliche Zuordnung
Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528292446
Strategien sollen Orientierung bieten und sich durch Stabilität im Zeitverlauf auszeichnen. Strategieveränderungen sind daher besonders erklärungsbedürftig. Bei langfristig angelegten Vorhaben strategischer räumlicher Planung ist angesichts komplexer, unsicherer und konflikthafter Rahmenbedingungen gleichwohl regelmäßig mit Strategieveränderungen zu rechnen. TEMPUS untersucht diese anhand einer langzeitorientierten Einzelfallstudie zum Emscherumbau im Ruhrgebiet in den Jahren 1980 bis 2022. Das Vorhaben kann auf umfangreiche Vorarbeiten zur strategischen räumlichen Planung und zur regionalen Strategieentwicklung zum Emscherumbau zurückgreifen und daher einen Schwerpunkt auf die deskriptive und kausale Datenanalyse setzen. Zwei Leitfragen stehen im Fokus: (1) Welche Phasen und Strategieveränderungen sind für die Strategieentwicklung zum Emscherumbau charakteristisch? (2) Welche Ursachen erklären den Zeitpunkt (das „Timing“) von Strategieveränderungen innerhalb der Strategieentwicklung? TEMPUS leistet mit seinem Fokus auf Strategieveränderungen, Zeit und Temporalität einen wichtigen Beitrag zum internationalen Forschungsstand zu strategischer räumlicher Planung, indem es die deskriptive und kausale Leistungsfähigkeit bestehender Modelle erweitert. Denn die Planungsforschung befasst sich bisher selten dezidiert mit Strategieveränderungen. Auch Zeit und Temporalität werden nur wenig beachtet, obwohl Planungstheorien traditionell prozedural ausgerichtet sind. Hauptziel von TEMPUS ist die Weiterentwicklung des Prozessmodells regionaler Strategiebildung, um Zeit und Temporalität explizit, umfassender und systematischer als bisher in dem Modell zu verankern. Empirisches Ziel ist die deskriptive und kausale Analyse regionaler Strategieentwicklung zum Emscherumbau. Das Arbeitsprogramm umfasst fünf Arbeitspakete (AP). AP 1 geht über eine „Archivstudie“ hinaus und umfasst auch Expert*inneninterviews zur Strategie des Emscherumbaus. AP 2 geht auf der Grundlage einer detaillierten Chronologie zum Emscherumbau vertiefend auf die fallspezifische Periodisierung bzw. Phasenanalyse, Sequenzierung, Dauer und das Tempo der Strategieentwicklung ein. Es erfolgt ein Test von Hypothesen zur Erklärung des "Timings" von Strategieveränderungen ("Process Tracing"). Die Datenanalyse beruht auf aktuellen Entwicklungen in der Methodologie kausalitätsorientierter Fallstudienforschung (z.B. Typologie von kausalen Effekten nach Mahoney). AP 3 und AP 4 dienen der Ergebniserarbeitung (Fallstudienevidenz und Modellweiterentwicklung). AP 5 adressiert Planungswissenschaftler*innen und -praktiker*innen in zwei projektspezifischen Workshops.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen