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La Belle Anglaise. Die Büchersammlerin Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg als Vermittlerin englischer Kultur

Antragstellerin Dr. Gabriele Ball
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528354677
 
Die lutherische Herzogin Luise Dorothea, geb. Sachsen-Meiningen (1710–1767), prägte den Gothaer Hof und dessen politisch-kulturelles Leben im 18. Jahrhundert maßgeblich und gilt deshalb mit Recht als irenische Förderin der Wissenschaften und Künste. Sie zählt damit zu jenen Fürstinnen, die als Verfasserinnen von Erziehungsschriften, als Sozietätsmitglieder und philosophisch-ästhetisch interessierte Netzwerkerinnen die frühe Neuzeit auf kultureller und politischer Ebene mitgestalteten. Der Einfluss auf die zeitgenössische Politik und Gesellschaft dieser Fürstinnen ist am Bücherbesitz ablesbar. Für die in Rede stehende Herzogin gilt dies in besonderer Weise, stellt die 3600 Werke umfassende Privatbibliothek Luise Dorotheas nicht nur die größte „weibliche“ der insgesamt vierzehn privaten Sammlungen am Gothaer Hof dar, sondern sie ist auch die umfangreichere im Vergleich zu jener ihres Gatten Friedrich III. Vor dem Hintergrund ihrer Frankophilie und der intensiven (Brief-)Kontakte unter anderem zu Voltaire wurde ihre Sammlung bisher als „französische“ wahrgenommen. Bemerkenswerterweise befinden sich jedoch unter den Büchern etwa 100 ‚englische‘ Autoren (auch einige Autorinnen) und eine Vielzahl von Drucken, die einen englischen, schottischen, irischen, amerikanischen oder indischen Bezug aufweisen. Es handelt sich dabei nicht nur um moralphilosophische Werke, wie jene George Berkeleys, Ralph Cudworths, Anthony Collins‘ und Francis Hutchesons – eine vor einiger Zeit belegte Neigung –, sondern um Publikationen aus allen Bereichen der damals so genannten schönen Wissenschaften und freyen Künste. Neben der von der Herzogin favorisierten schönen Literatur finden sich englische Zeitschriften und Lexika, Werke der Staatspolitik, Erbauungsliteratur, Geschichte, Naturlehre sowie Reiseliteratur, um nur einige Themenbereiche zu benennen. Ziel des beantragten Forschungsprojekts ist es, die „Bibliotheca Anglicana“ innerhalb der gesamten Sammlung erstmals systematisch zu rekonstruieren, zu analysieren und in ihrer kontextualen Relevanz sichtbar zu machen. Am Anfang stehen die Praktiken des kulturellen Transfers, welche die herausragende Vermittlung über das Französische besonders in den Blick nehmen. Sodann tritt das Sammlungsprofil der Bibliotheca Anglicana mit seinem ungewöhnlichen Schwerpunkt auf englischen Autorinnen in den 'Belles Lettres' und der 'Histoire' in den Vordergrund. Drittens geht es um die Erwerbungspraxis und den Kommunikationsraum der 'englischen' Sammlung. Am Ende der Förderperiode werden die Resultate nicht nur in einer Monographie (gedruckt) präsentiert, sondern es erfolgt auch eine publikumsorientierte Aufbereitung der „Bibliotheca Anglicana“ (digital, mittels Bibliotheksrekonstruktions-Tool LibReTo). Beide Ergebnisse bieten wertvolle Chancen für frühneuzeitliche Anschlussprojekte, nicht nur in den Disziplinen Bibliotheksforschung und DH, Gender Studies und Adelsforschung, sondern insbesondere auch im Bereich des kulturellen Transfers.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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