Detailseite
Valenz-Lautsymbolik: Automatizität und kognitive Mechanismen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Anita Körner; Professor Dr. Ralf Rummer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528468358
Das vorliegende Projekt soll ein Phänomen der Lautsymbolik untersuchen. Mit Lautsymbolik (engl. Sound symbolism) bezeichnet man systematische Zusammenhänge zwischen Wortform (z.B. den Phonemen aus denen ein Wort besteht) und Wortbedeutung. Hier konzentrieren wir uns auf Valenz-Lautsymbolik, den Zusammenhang zwischen Vokalen eines (Kunst-)Wortes und seiner affektiven Konnotation. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, dass der Vokal /i/ eher mit positiver Bedeutung und der Vokal /o/ eher mit negativer Bedeutung assoziiert wird. Wenn sich Versuchspersonen z.B. Kunstnamen für unbekannte Gesichter ausdenken, verwenden sie für lächelnde Gesichter häufiger /i/ während sie für Gesichter mit ärgerlichem Gesichtsausdruck häufiger /o/ verwenden. Ziel des hier vorliegenden Antrags ist es, zu untersuchen, (a) wie tief verankert und damit automatisch Valenz-Lautsymbolik ist und (b) welche psychologischen Mechanismen diesem Phänomen zugrunde liegen. Zur ersten Frage: Wir nehmen an, dass die Assoziation zwischen Valenz und Vokalen automatisch ist, in dem Sinne, dass kongruente (im Vergleich zu inkongruenten) Stimuli effizienter verarbeitet werden. Um das zu untersuchen, werden wir Versuchspersonen kongruente (z.B. ein lächelndes Gesicht mit /i/ im Kunstnamen) und inkongruente (z.B. ein verärgert-blickendes Gesicht mit /i/ im Kunstnamen) Stimuli zeigen. In den ersten beiden Experimenten messen wir Reaktionsgeschwindigkeit bei einer Klassifikationsaufgabe; in den nächsten beiden Experimenten messen wir Gedächtnisleistung nachdem Versuchspersonen sich jeden Kunstnamen zum gezeigten Gesicht einprägen sollten. Unsere Hypothese ist, dass Kongruenz (im Vergleich zu Inkongruenz) zu effizienterer Verarbeitung und damit zu schnelleren Reaktionen und besserer Erinnerungsleistung führt, was für eine tiefe Verankerung von Valenz-Lautsymbolik in der Sprachverarbeitung spricht. Zur zweiten Frage: Bei der Untersuchung der kognitiven Mechanismen werden wir drei Lautsymbolik-Phänomene vergleichen: Assoziationen von Vokalen mit Valenz, Helligkeit und Größe. Frühere Forschung hat gezeigt, dass /i/ nicht nur mit positiver Valenz, sondern auch mit Helligkeit und Kleinheit assoziiert ist. Damit könnten alle drei Phänomene durch denselben psychologischen Mechanismus bedingt sein. Wir postulieren stattdessen für Helligkeit und Größe einen Mechanismus, der auf Tonfrequenzen beruht, während wir für Valenz einen Mechanismus postulieren, der auf Anspannung von Lippenspreizungs- und Lippenrundungsmuskeln beruht. Hieraus ergeben sich spezifische Hypothesen für einen Vergleich von Valenz mit Helligkeit (4 Experimente) und von Valenz mit Größe (4 Experimente). Damit liefert dieses Projekt neue Erkenntnisse über die kognitiven Mechanismen, die Lautsymbolik zugrunde liegen. Insbesondere der Mechanismus, der auf Artikulationsmuskelanspannung beruht, kann damit zu neuen Erkenntnissen über verkörperte Prozesse bei konzeptueller Verarbeitung beitragen
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen