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Traditionelle japanische Kunsthandwerksindustrien und ihre Märkte im 21. Jahrhundert – Soziale und ökonomische (Re-)Organisation
Antragsteller
Professor Dr. Harald Conrad
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528675232
Das Forschungsprojekt untersucht die soziale und wirtschaftliche (Re-)Organisation in traditionellen Kunsthandwerksindustrien und ihren Märkten im Japan des 21. Jahrhunderts. Trotz seiner rasanten Entwicklung als drittgrößtes Industrieland ist es Japan gelungen, verschiedene Kunsthandwerke und Kunsthandwerksbezirke mit ausgeprägten regionalen Merkmalen bis in die Gegenwart zu erhalten. Während die Forschung nachfrage- und angebotsseitige Faktoren für den "Erfolg" des japanischen Kunsthandwerks angeführt hat, bleibt unklar, inwieweit diese Erklärungen heute noch relevant sind und wie sich das Kunsthandwerk seit den frühen 1990er Jahren entwickelt hat. Weltweit zeigen die Mittelschichten eine wachsende Vorliebe für handgefertigte Produkte, die in Diskursen über nachhaltige Produktion, ethische Lebensweise, Konsumwerte und Authentizität eine Rolle spielen. Im Zuge dieser Entwicklung hat auch das neue westliche Kunsthandwerksunternehmertum akademische Aufmerksamkeit erhalten. Die derzeitige Reorganisation bestehender Handwerksbezirke ist jedoch nur unzureichend erforscht. Diese Analyse jüngerer Veränderungen des Kunsthandwerks in Japan soll deshalb nicht nur die spezifischen japanischen Dynamiken der Organisation in Handwerksbezirken beleuchten, sondern auch dazu beitragen, unser grundsätzliches Verständnis der strukturellen Grundlagen für eine mögliche Wiederbelebung von Gemeinschaften und die regionale Entwicklung durch handwerkliche Produktion in Industrieländern zu erweitern. Dabei verfolgt das Projekt einen wirtschaftssoziologischen Ansatz. Um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Strukturen, Praktiken, Problemen und Problemlösungsmechanismen herauszuarbeiten, sollen dreierlei Typen zeitgenössischen Kunsthandwerks in drei verschiedenen japanischen Handwerksbezirken verglichen werden (Seidenweberei in Kyoto, Lackwarenindustrie in Fukui und Resist-Färberei in Kanazawa). Da sich alle drei Bezirke durch komplexe Organisationsstrukturen mit kooperativer Arbeitsteilung, Unterauftragsvergabe und Vertriebsnetzwerken auszeichnen, stellen sie ideale Standorte für die Untersuchung der Dynamik solcher Organisationsfelder dar. Um einen umfassenden Vergleich zu ermöglichen, konzentriert sich das Projekt insbesondere auf a) die sich wandelnden sozialen und ökonomischen Strukturen der jeweiligen Organisationsfelder mit besonderem Augenmerk auf der Organisation und Risikoverteilung in gemeinschaftlichen Produktionsprozessen, bei der Unterauftragsvergabe und im Vertrieb, b) die Rolle von Expertenwissen und Ausbildungssystemen und ihre jeweiligen Auswirkungen auf Eintrittsbarrieren und generationale Erneuerung des Organisationsfeldes, c) Diskurse zum Verhältnis von handwerklicher und maschineller Produktion, d) den Einfluss nationaler Kunsthandwerkspolitik und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen