Detailseite
Projekt Druckansicht

Drei Generationen von Vätern in Polen und Deutschland im Vergleich. Kontinuität und Wandel in Praxen von Vaterschaft

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528683599
 
Wie unterscheiden und wo ähneln sich aktuelle Vaterschaftskonzepte und -praxen in Deutschland und Polen? Wie und unter welchen Bedingungen verändern sich diese über die Generationen? Was bleibt gleich und wie verläuft die Transmission zu nächsten Generation? Diesen Fragen widmet sich das geplante Projekt anhand von Interviews mit mehreren Generationen von Vätern in Deutschland und Polen. Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass in beiden Ländern das Konzept "aktiver Vaterschaft" mittlerweile als erstrebenswerte soziale Norm gilt, wenngleich die Praxen dies nicht immer abbilden. Für dieses fehlende Passungsverhältnis zwischen Ideal und Wirklichkeit werden in der Literatur individuelle, partnerschaftsbezogene, betriebliche bzw. arbeitsmarktkulturelle und sozialpolitische Rahmenbedingungen als ursächlich beschrieben. Ein aktueller, wenngleich bislang in Deutschland und Polen vernachlässigter Strang der Forschung, konzentriert sich auf konkrete Mechanismen sozialen Lernens (Modell- vs. Kompensationshypothese), indem es das Verhältnis eines Mannes zum eigenen Vater in den Fokus rückt. Unser Projekt soll erstens untersuchen, wie sich Normen und Praxen aktuell gestalten, aber auch historisch und kulturell wandeln und zweitens, wie die Beziehung zum eigenen Vater, aber auch äußere Umstände dies beeinflussen. Der Vergleich zwischen Deutschland und Polen wird gewählt, weil beide Länder als Nachbarn z.B. die gleichen EU-Regularien berücksichtigen, sich aber durch ihre jeweilige kulturelle und historisch-politische Prägung unterscheiden. So hatte die durch den Sozialismus geförderte Erwerbsintegration von Frauen in Polen eine egalitärere Erwerbsbeteiligung von Eltern zur Folge während die nach wie vor stark patriarchalen Familienvorstellungen der katholischen Kirche und (fehlende) sozialpolitische Maßnahmen eine familialisierende Wirkung haben. In Deutschland wurde in den letzten zwanzig Jahren ein sozialpolitischer Wandel hin zu einer egalitäreren Aufgabenteilung vorangetrieben. Gleichzeitig dominiert trotz Ausbau der Kinderbetreuung das Modell des Vollzeit-erwerbstätigen Vaters und der in Teilzeit erwerbstätigen Mutter. Diese Faktoren prägen Konzepte und Praxen von Vaterschaft. Um die beiden Fragen nach den Unterschieden in den Konzepten und Praxen von Vaterschaft in Deutschland und Polen sowie innerfamiliale Transmissionsprozesse herausarbeiten zu können, werden in narrativen Interviews, mit Foto-Stimuli und Familien-Mappings Urgroßväter, deren Söhne und deren Enkel (ebenfalls bereits Väter) aus den beiden Ländern zum Thema eigener und erlebter Vaterschaft befragt. Insgesamt sollen pro Land ca. 30 (Groß-)Väter aus zehn Familien interviewt werden. Das Sample soll in beiden Ländern westliche und östliche Regionen sowie möglichst die soziale Vielfalt von Vätern abbilden. Ziel unserer Forschung ist es, Brüche zwischen Konzepten und Praxen herausarbeiten, um zu einer Diskussion über Kontinuität und Wandel von Vaterschaft im Generationenverlauf beizutragen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
Partnerorganisation Narodowe Centrum Nauki (NCN)
Kooperationspartnerinnen Dr. Ewa Banaszak; Dr. Agnieszka Bielewska
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung