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Mechanismen abhängigen Verhaltens bei Adipositas: Leistet "Food Addiction" im Vergleich zur Binge Eating Störung einen eigenständigen Beitrag?

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528774085
 
Adipositas ist eines der größten Gesundheitsprobleme der westlichen Welt. Derzeit werden ca. 18 % der deutschen Bevölkerung als adipös diagnostiziert ausgehend von einem Body Mass Index (BMI) ≥ 30kg/m2. Leider ist die langfristige Wirksamkeit von Interventionen zur Gewichtsabnahme gering. Maßgeschneiderte Interventionen für spezielle Patient:innengruppen könnten eine Möglichkeit sein, die Wirksamkeit zu verbessern. Die Entwicklung solcher Interventionen erfordert ein besseres Verständnis der psychologischen Mechanismen, die zu Adipositas beitragen. In dieser Hinsicht sind zwei Erkrankungen im Zusammenhang mit Adipositas von besonderer Relevanz: Binge-Eating-Störung (BES) und „Food Addiction“ (FA). BES ist die häufigste psychische Störung, über die bei Adipositas berichtet wird. Sie ist gekennzeichnet durch häufige, wiederkehrende Episoden von Binge-Eating, bei denen die Person einen subjektiven Kontrollverlust über das Essen erlebt. Essen scheint dabei zunächst eine Erleichterung von negativen Gefühlen zu bieten, führt aber zu Scham und Leid. FA basiert auf der Annahme, dass bestimmte wohlschmeckende Lebensmittel (d.h. reich an Salz, Fett und raffinierten Kohlenhydraten) Reaktionsmuster auslösen können, die von Substanzkonsumstörungen bekannt sind, wie Verlangen („Heißhunger“), aber auch Kontrollverlust. Bei adipösen Patient:innen mit BES werden Prävalenzraten von FA von 57 % beobachtet, so dass sich die Konstrukte nicht vollständig überschneiden. Derzeit besteht jedoch ein erheblicher Forschungsmangel, der Adipositas und FA sowie Adipositas und BES hinsichtlich zugrundeliegender psychischer Prozesse differenziert. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel dieser Studie zu untersuchen, ob BES und FA zwei unterschiedliche, aber sich überschneidende Bedingungen in Bezug auf affektive und kognitive psychologische Prozesse sind, die zu Adipositas beitragen. Ein Studien-Design mit vier Gruppen („Adipositas+FA+BES“, „Adipositas+FA“, „Adipositas+BES“, „Adipositas“; insgesamt 360 Teilnehmende) wird implementiert. Die Diagnose von BES und FA basiert auf ICD-11-Kriterien, für FA werden die Kriterien der Substanzkonsumstörung für Lebensmittel angepasst; alle Gruppen werden nach Alter und Geschlecht gematcht (50% weiblich). Einschlusskriterien sind BMI ≥30,0 kg/m2 und Alter ≥18 und ≤65 Jahre. Die Studie umfasst eine dreistündige Testsitzung, sowie eine Nachuntersuchung nach sechs Monaten (um die Stabilität der Diagnosen zu untersuchen). Es werden experimentelle Aufgaben mit nahrungsbezogenen und neutralen Reizen und Fragebögen vorgegeben. Wir erwarten, dass eine FA-Diagnose u.a. mit stärkeren Verlangen auf nahrungsbezogene Reize und einer höheren erlebten Belohnung durch Essen verbunden ist, während BES mit höheren Defiziten in der Emotionsregulation verbunden ist und stärkeren Gefühlen der Kompensation durch Essen. Wir erwarten, dass adipöse Patient:innen mit FA und BES die größte Beeinträchtigung der nahrungsbezogenen Inhibitionskontrolle aufweisen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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