Detailseite
Projekt Druckansicht

Buddhismus und Islam als „lebendige Religion“. Heinrich Hackmann (1864–1935) und die deutschsprachigen Diskurse seiner Zeit

Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528796793
 
In den Jahrzehnten um die Wende zum 20. Jahrhundert veränderte sich der Forschungsdiskurs zu „Religion“ aus europäischer Perspektive u. a. dadurch, dass neben die philologische Erschließung von Überlieferungen verstärkt die empirische Forschung zu gegenwärtiger Praxis trat und dass „Religion“ als ein systemischer Zusammenhang von individuellen Erfahrungen und sozialen Strukturen aufgefasst wurde. „Lebendige Religion“ wurde ein wichtiges Stichwort dieser Zeit. Zusätzlich zu Theologien und Philologien wurden Religionswissenschaft bzw. Religionsgeschichte und Spezialfächer wie Islamwissenschaft für Religionsforschung zuständig. Ein wichtiges Netzwerk in den Verschiebungen war die von Göttingen ausgehende „Religionsgeschichtliche Schule“. Aufbauend auf den akademischen Diskursen wurden zur selben Zeit bildungsbürgerliche Wissensbestände zu einzelnen Religionen definiert. Dabei wurden im deutschen Sprachraum Buddhismus und Islam besonders hervorgehoben, indem zunächst nur diese beiden dem Christentum als „Weltreligionen“ zur Seite gestellt wurden: Religionen, die ihre Praktizierenden grundsätzlich auf der ganzen Welt rekrutierten. Damit war zugleich eine weitere wichtige Veränderung von Religionsdiskursen in europäischen Ländern benannt – dass nämlich nun auch hier u. a. Buddhismus und Islam zu alternativen religiösen Optionen wurden und dass sich ihre deutschsprachigen Praktizierenden in Religionsgesellschaften organisierten. Das Projekt untersucht einerseits das akademische Lebenswerk von Heinrich Hackmann (1864–1935, der Mitglied der Religionsgeschichtlichen Schule war und exemplarisch für die Neuausrichtung von deutschsprachiger Religionsforschung stehen kann: zwischen 1894 und 1912 trug er maßgeblich dazu bei, Buddhismus in China und anderen asiatischen Ländern als „lebendige Religion“ empirisch zu erforschen und die zuvor noch weitgehend verstreuten Wissensbestände zu einzelnen Ausprägungen von Buddhismus zu einer auch an das Bildungsbürgertum gerichteten Gesamtdarstellung zusammenzufügen. 1913 wurde er Professor für allgemeine Religionsgeschichte in Amsterdam, publizierte weiterhin überwiegend in deutscher Sprache und wandte sich verstärkt religionstheoretischen bzw. systematischen Fragen zu unter besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Weltreligionen. Andererseits untersucht das Projekt den diskursiven Kontext zu Hackmann. Anknüpfend an die vorhandene Forschung zu allgemeinen Religionsdiskursen und zur Etablierung von Buddhismus und Islam als Religionsgemeinschaften im deutschsprachigen Raum untersucht es bezogen auf Diskurse zu Buddhismus und Islam anhand von Primärquellen die Verflechtungen von drei verschiedenen Diskursarten: Forschungsdiskurse, Bildungsdiskurse und Aneignungsdiskurse, d. h. Diskurse im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Praktizierenden und der Formierung von Religionsgemeinschaften.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung