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Fluviale Ästhetiken im Río-de-La-Plata-Raum

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 528964865
 
Das vorliegende Projekt untersucht fluviale Ästhetiken als konstitutives Element einer alternativen Geohistorie der Literatur im Rio-de-La-Plata-Raum, die sich kritisch mit der Genealogie der argentinischen Nationalliteratur und ihrer kanonischen Gründungserzählung seit dem 19. Jahrhundert auseinandersetzt. Dieser traditionellen Erzählung zufolge wird die Pampa, d.h. das flache Grasland, das sich von Buenos Aires aus nach Westen und vor allem nach Süden ins Landesinnere erstreckt, als „Wüste“ (desierto) beschrieben, die als leere Projektionsfläche der werdenden Nation fungiert. Das Projekt schlägt ein alternatives Paradigma zur transnationalen geo-ästhetischen Neubeschreibung des Rio-de-La-Plata-Raums vor, das nicht von der Annahme eines passiven, zivilisationsbedürftigen leeren Grunds ausgeht, sondern vielmehr von einer von sich aus dynamischen, aktiven Territorialität, wie sie in aquatischen, genauer: in fluvialen Räumen zu finden ist. An die Stelle von zivilisationsstiftenden Gründungsdiskursen mit ihren ausschließlich menschlichen Akteuren treten in der ästhetischen Modellierung von fluvialen Räumen – so die Hypothese, von der das Projekt ausgeht – gegenstrebige (Ent-)Gründungsszenarien, die ökologisch geprägte Modelle zur Beschreibung der Verflechtung von naturräumlichen und kulturtechnischen Prozessen in einer Überlagerung unterschiedlicher Zeitlichkeiten entwerfen, von der Ereignisgeschichte bis zur langen Dauer der Geohistorie. Den theoretischen und kulturgeschichtlichen Rahmen der Projektarbeit bildet dabei die Frage nach der besonderen Bedeutung von lateinamerikanischen Flusslandschaften im gegenwärtigen Kontext des Anthropozän. In literaturwissenschaftlicher Hinsicht kann dabei einerseits an eine lange ästhetische Tradition der Darstellung des Fluvialen als Gegenstand von Literatur angeschlossen werden; andererseits geht es auch darum, ‚liquide‘ ästhetische Formbildungsprozesse zu beschreiben, die eine kreative Transformation fest gefügter Erzähl- und Darstellungsmodi in Literatur und Film ermöglichen. In der dreijährigen Laufzeit des Projekts werden der Projektleiter und zwei Doktorand:innen unterschiedliche Ausprägungen fluvialer Ästhetiken in Essays und narrativen Texten, in Lyrik und in Filmen untersuchen. Sie werden dabei eng mit einem von Anfang an in die Forschungen eingebundenen Mercator-Fellow kooperieren und in engem Austausch mit einschlägigen Romanist:innen im deutschsprachigen Raum sowie mit Literatur- und Filmwissenschaftler:innen sowie Flussforscher:innen in Argentinien und Amerika stehen – so können nicht nur die Eigenheiten fluvialer Ästhetiken des Río de la Plata in unterschiedlichen Medien und Gattungstraditionen erforscht, sondern auch vergleichende Bezüge zu anderen Flusslandschaften Lateinamerikas hergestellt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Argentinien, USA
 
 

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