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Koordinationsfonds
Antragsteller
Professor Dr. Jürgen Martschukat
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Empirische Sozialforschung
Praktische Philosophie
Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Praktische Philosophie
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 413222647
Der vorliegende Text ist der Rahmenantrag für eine zweite Förderphase unserer „FOR 2983: Freiwilligkeit“, in der wie abermals Analysen aus Geschichtswissenschaften, Philosophie und Soziologie ineinander verschränken. Unsere Ausgangsbeobachtung lautet, dass Freiwilligkeit mehr ist als „Ehrenamt“ oder „Engagement“, sondern eine grundlegende Antriebskraft sozialer und politischer Praxis in Geschichte und Gegenwart. Dabei interessieren uns insbesondere die Bedingungsverhältnisse freiwilligen Handelns und dessen Effekte in der sozialen und politischen Ordnung. In der ersten Förderphase galt unser Hauptaugenmerk den Antinomien der Freiwilligkeit und ihrer Funktionsweise als Norm, Ressource und Diskursstrategie in liberalen Gesellschaften. Auch haben wir erste Blicke auf nicht-liberale und koloniale Gesellschaften geworfen. Daran anknüpfend und hinausgehend wollen wir nun unsere Untersuchungen weiter zuspitzen und drei Ziele verfolgen: Erstens werden wir weiterhin der Bedingtheit freiwilligen Handelns nachgehen und zeigen, dass in der sozialen Realität in Geschichte und Gegenwart der Handlungsantrieb meist zwischen den Polen einer vermeintlich unbedingten Freiwilligkeit und des Zwangs liegt. Zweitens werden wir unseren Blick verstärkt auf die ethisch-normative Dimension von Freiwilligkeit richten und fragen, inwiefern die Charakterisierung von Handlungsweisen als freiwillig zu deren positiver oder negativer Aufladung beiträgt, wie diese Aufladung situativ variiert und was deren Effekte sind. Drittens werden wir die globalen Dimensionen von Freiwilligkeit in den Vordergrund rücken, dabei auch postkolonial inspirierte Perspektiven einnehmen und nach unterschiedlichen Möglichkeitsbedingungen unterschiedlicher Menschen fragen, freiwillig zu agieren. Methodisch sind wir vor allem von den Prämissen und Vorgehensweisen in Gouvernementalitätsforschung und Praxeologie inspiriert, um Handlungsantriebe und Handlungsweisen in ihren historisch und sozial variierenden Bedingungen untersuchen zu können. Dabei bewahren wir uns in den Teilprojekten Raum für fachspezifische Flexibilität. Zugleich sind alle Teilprojekte global angelegt, zeitlich konzentrieren wir uns nun auf das 19.-21. Jh., inhaltlich befassen wir uns mit Freiwilligkeit im Verhältnis zur Klimakrise, zu gesundheitlichen Selbstsorgepraktiken ehemals Versklavter, zu Dekolonisierung und Geschlecht, zur Restitution von Human Remains aus kolonialen Kontexten, zu Migrationsregimen und Engagement in DDR und BRD sowie mit der Ermöglichung freiwilligen Engagements durch die Ausbeutung der Arbeitskraft anderer. Um dies leisten zu können, haben wir ein integriertes, dreistufiges Arbeitsprogramm mit ineinandergreifenden Elementen entwickelt. Damit schreiben wir die erfolgreiche Arbeitsstruktur der ersten Förderphase fort.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 2983:
Freiwilligkeit