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Die Akkulturation deutschsprachiger Protestanten in Brasilien
Antragsteller
Privatdozent Dr. Roland Spliesgart
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5289878
Der Forschungsaufenthalt in Brasilien steht im Zusammenhang einer Arbeit über den deutschsprachigen Einwanderungsprotestantismus im 19. Jahrhundert. Ziel ist, die Veränderung und Anpassung der Religiosität dieser Menschen im Kontakt mit der brasilianischen Kultur zu identifizieren und zu beschreiben (= Akkulturation). Die leitende These ist, dass in Brasilien im Schnittpunkt der aus dem deutschsprachigen Raum mitgebrachten Frömmigkeit und der brasilianischen (Volks-)Religiosität bereits im 19. Jh. eine eigene Form von Protestantismus entstand. Diese muss als eigenständige Christentumsvariante innerhalb der lateinamerikanischen Kirchengeschichtsschreibung wahrgenommen werden.Anhand des erhobenen Quellenmaterials lässt sich die These erhärten, dass Akkulturationsprozesse deutschsprachiger Protestanten und Anpassungen an die brasilianische Kultur unmittelbar mit der Einwanderung einsetzen. Dies wirft ein völlig neues Licht auf das Verständnis der heutigen Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) und damit auf die Interpretation des sog. Einwanderungsprotestantismus.[...] Der Protestantismus der deutschsprachigen Einwanderer in Brasilien kann nicht nur vor dem Hintergrund des Deutschtums gesehen werden, sondern mit ebenso großem Recht auch im Kontext der aufnehmenden Kultur Brasiliens. Gegenüber dem bisherigen Verständnis der heutigen Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB) als Volkskirche der Deutschen, ihrer Nationalisierung nach 1945 und einer Kontextualisierung der pastoralen Praxis im Zusammenhang der Debatten um die sog. Befreiungstheologie, legen die eigenen Beobachtungen eine grundsätzliche Neubewertung nahe, denn die Akkulturation, die in weiten Teilen einer Kontextualisierung der Kirche entspricht, setzte unmittelbar mit der Einwanderung ein. Gegenüber der aktuellen Diskussionslage muss daher die Akkulturation des deutschsprachigen Protestantismus in Brasilien bereits ins 19. Jahrhundert datiert werden, ist also um 100 bis 150 Jahre früher anzusetzen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen