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Freiwilligkeit und internationale Solidarität in der DDR und dem postsozialistischen Umbruch (1970 – 2000)

Antragstellerin Dr. Carsta Langner
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 413222647
 
Das Teilprojekt untersucht Freiwilligkeit in der DDR und der anschließenden postsozialistischen Transformationsgesellschaft. Es fragt nach Appellen und Kampagnen zum freiwilligen Mitmachen in einem staatssozialistischen System am Beispiel des internationalen Engagements. Das Teilprojekt zeigt, dass der Aufruf zu „internationaler Solidarität“ in der sozialistischen Diktatur nicht einseitig als Propaganda verstanden werden kann. Daher analysiert das Teilprojekt das Verhältnis zwischen den staatlichen Aufrufen zu Solidarität und individuellen Motiven für freiwilliges Engagement. Es geht darüber hinaus der Frage nach, inwiefern sich die staatlichen Appelle zum Mitmachen auf den politisch-gesellschaftlichen Umbruchsprozess Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre auswirkten. Das Teilprojekt nimmt bei seiner Analyse auch Migrant:innen in der DDR als Adressat:innen der staatlichen Appelle für Freiwilligkeit und als politisch-handelnde Subjekte in der Umbruchsgesellschaft in den Blick. Untersucht wird einerseits der staatlich gelenkte Diskurs zum Aufruf an internationales Engagement und Solidarität mit dem Globalen Süden. Andererseits analysiert das Teilprojekt mittels praxeologischer Zugänge, wie die Aufrufe zu Engagement im Alltag umgesetzt wurden. Dazu wählt es verschiedene historische Tiefenbohrungen anhand derer die Organisierung von Spenden- und Hilfsaktionen dargestellt und ihre eigensinnige Aneignung rekonstruiert werden können. Das Teilprojekt untersucht anhand staatlicher (hier vor allem jene der international ausgerichteten Massenorganisationen) und nichtstaatlicher Quellenüberlieferungen die Herstellung von Freiwilligkeit als soziale Praxis. Die Quellenbasis ist in Anlehnung an die multiperspektivische Zeitgeschichtsschreibung breit angelehnt und umfasst nicht nur schriftliche Überlieferungen. Von zentraler Bedeutung innerhalb der vielfältigen Archivmaterialien sind die Unterlagen des Solidaritätskomitees und der Liga der Völkerfreundschaft. Aber auch mediale Darstellungen des Globalen Südens (beispielsweise in Filmen, auf Plakaten und Alltagsgegenständen), die zu solidarischen Praktiken anregen sollten, werden in die Analyse einbezogen. Ergänzt werden die Archivbestände durch lebensgeschichtliche Interviews. Das Teilprojekt leistet einen wichtigen Beitrag zur Arbeit der Forschungsgruppe. Erstens nimmt es Freiwilligkeit in der „Diktatur“ in den Blick. Damit erweitert es den Untersuchungsgegenstand auf illiberale Gesellschaften. Zweitens analysiert das Teilprojekt Kontinuitäten und Brüche von Freiwilligkeit in politischen Umbruchsphasen. Drittens fokussiert es auf Migrant:innen aus dem Globalen Süden und schaut damit auf historische Transferprozesse aus dekolonisierten Staaten. Damit greift es auch auf Überlegungen postkolonialer Ansätze zurück.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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