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Talking Numbers - Einflüsse der Sprache auf die Zahlenverarbeitung im Lauf der Lebensspanne
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Stefanie Jung; Professor Dr. Hans-Otto Karnath
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529065866
Der Erwerb von Zahlwörtern ist wesentlich für die Entwicklung grundlegender numerischer Kompetenzen. Sprachliche Besonderheiten im Zahlwortsystem, wie beispielsweise die inverse Sprechweise von Zahlen und Zahlwörtern (z.B. wird die Zahl 32 im Deutschen als "zweiunddreißig" gesprochen), können die Entwicklung numerischer Fähigkeiten beeinflussen. Häufig treten dabei komorbide Störungen im Bereich der Sprach- und Zahlenverarbeitung auf. Die genauen Zusammenhänge werden bis heute jedoch kontrovers diskutiert. Hinzu kommt, dass sich die Zahlwortsyntax und die Transparenz bei der Zuordnung von Zahlwörtern zum Platz-x-Wert-System der Zahlen zwischen verschiedenen Sprachen unterscheiden (z.B. Englisch, Deutsch, Französisch). Dies erschwert den wissenschaftlichen Austausch und die Generalisierbarkeit von Forschungsergebnissen. Talking Numbers (TALKNUM) verfolgt einen sprachenübergreifenden Ansatz, um den Zusammenhang von Sprach- und Zahlenverarbeitung im Französischen und Deutschen zu spezifizieren. Beide Sprachen sind dafür besonders geeignet, da sie unterschiedliche Komplexitätsstufen der Zahlwortsyntax abdecken (d.h. transparent, intransparent mit geringer Komplexität, intransparent mit hoher Komplexität). Wir nutzen diese Komplexitätsunterschiede, um die linguistischen Einflüsse auf die verschiedenen Ebenen des Platz-x-Wert-Systems (d.h. Identifikation, Aktivierung und Manipulation) zu erschließen. Diese Ebenen werden in Beziehung gesetzt zu den sprachlichen Leistungen auf den Leveln Phonologie, Morphologie und Syntax. In TALKNUM werden diese Beziehungen auf Verhaltens-, neurofunktioneller (fMRT) und neurostruktureller Ebene (MRT mit uni- und multivariatem Lesion-Behavior Mapping sowie Disconnectome Mapping) bei französisch- und deutschsprachigen Personen untersucht. Dies ermöglicht einen direkten Vergleich beider Zahlwortsysteme. Es werden drei Altersgruppen (d.h. Kinder, Erwachsene und Ältere) eingeschlossen, um Erkenntnisse über altersbedingte Veränderungen der Spracheinflüsse auf die Zahlenverarbeitung zu gewinnen. Zudem werden die Auswirkungen typischer und beeinträchtigter Sprachverarbeitung (d.h. bei Kindern mit und ohne Sprachentwicklungsstörungen und nach Schlaganfall) untersucht. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt erlauben Rückschlüsse auf die Auswirkungen von Sprache und deren Beeinträchtigung auf die Zahlenverarbeitung. Die systematische Analyse der neurofunktionellen und -strukturellen Korrelate, die für die gemeinsamen Verarbeitungsprozesse angenommen werden, trägt zum theoretischen Verständnis bei, um zu erklären, wie und auf welcher Ebene des Platz-x-Wert-Systems die sprachlichen Level miteinander interagieren. Dieses Verständnis ist entscheidend für die Weiterentwicklung spezifischer domänenübergreifender Ansätze zur Therapie von Störungen in der Zahlen- und/oder Sprachverarbeitung im Lauf der Lebensspanne.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Partnerorganisation
Agence Nationale de la Recherche / The French National Research Agency
Kooperationspartnerin
Dr. Elise Klein