Detailseite
Ein neuer 2-Phasen-Ansatz zur Kontrolle sozialer Erwünschtheit
Antragstellerin
Dr. Julia Meisters
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529232907
Unehrliche Antworten gefährden die Validität direkter Umfragen zu sensiblen Themen. Indirekte Befragungstechniken garantieren durch eine Zufallsverschlüsselung die Vertraulichkeit individueller Antworten und ermöglichen so ehrlichere Angaben. Dies führt zwar meist zu höheren Schätzungen für die Prävalenz sensibler Merkmale, reduziert jedoch die Verständlichkeit und die statistische und zeitliche Effizienz und manchmal sogar den Anteil korrekt klassifizierter Merkmalsträger. Um diese Zielgrößen zu optimieren, schlagen wir einen auf einem multinomialen Modell beruhenden neuen 2 Phasen-Ansatz vor, der prinzipiell auf alle indirekten Befragungstechniken anwendbar ist. Dieser löst mehrere in der bisherigen Forschung identifizierte Probleme indirekter Befragungstechniken und verspricht dadurch einen Beitrag zu einer verbesserten Kontrolle sozialer Erwünschtheit bei Selbstauskünften zu leisten. Er verringert Verständnisprobleme und erhöht die statistische und zeitliche Effizienz, da eine Zufallsverschlüsselung nur noch zum Einsatz kommt, wenn sie auch benötigt wird; gleichzeitig bewahrt er jedoch die Vorteile der Zufallsverschlüsselung für diejenigen Befragten, für die sie benötigt werden. Das Hauptziel des Projekts besteht in der experimentellen Validierung dieses verbesserten 2-Phasen-Ansatzes. Dabei soll zunächst geprüft werden, ob der neue Ansatz wie vermutet die Validität, den Anteil korrekter Klassifikationen sowie die statistische und die zeitliche Effizienz aktueller indirekter Befragungstechniken zu steigern vermag (Exp. 1). Darüber hinaus sollen mögliche Moderatoren der Leistungsfähigkeit (Exp. 2) sowie die perzipierte Verständlichkeit und Vertraulichkeit des neuen Ansatzes untersucht werden (Exp. 3). In Experiment 4 soll die bislang oft vernachlässigte Frage der Retest-Stabilität der individuellen Antworten und Prävalenzschätzungen geprüft werden. Anschließend soll in Experiment 5 für das derzeit am häufigsten im Mittelpunkt indirekter Befragungen stehende Crosswise-Modell geklärt werden, ob der 2-Phasen-Ansatz durch die bessere Verständlichkeit den befürchteten Einfluss zufälligen Antwortverhaltens zu reduzieren vermag, und ob er hierbei einer alternativ vor-geschlagenen Korrekturmethode für das Crosswise-Modell überlegen ist. Schließlich soll der 2-Phasen-Ansatz in Experiment 6 zur Ermittlung bevölkerungsrepräsentativer Prävalenzschätzungen für zwei besonders sensible und gesellschaftlich relevante Merkmale zum Einsatz gebracht werden, nämlich Vorurteile gegenüber transgeschlechtlichen Personen sowie gegenüber Frauen in Machtpositionen. Mit den geplanten Experimenten wollen wir einen Beitrag zur Weiterentwicklung aktueller indirekter Umfragetechniken leisten. Die Ergebnisse der geplanten Untersuchungen werden für viele Forschungsfelder relevant sein, in denen Schätzungen der Prävalenz sozial (un-)erwünschter Merkmale benötigt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Dr. Adrian Hoffmann; Professor Dr. Jochen Musch