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Siedlungs- und Landschaftsarchäologie der Ältesten Linearbandkeramik – Zwei Siedlungskammern in der mittelfränkischen Gäulandschaft und im Vorland der südlichen Frankenalb als Schlüsselgebiete des frühen Neolithikums

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529234507
 
Die älteste Linearbandkeramik (ÄLBK, ca. 5400-5250 v. Chr.), der früheste Abschnitt der ersten jungsteinzeitlichen Kultur in Mitteleuropa, ist eine vergleichsweise gut untersuchte Kulturerscheinung der europäischen Urgeschichte: In den vergangenen drei Jahrzehnten wurden diverse Siedlungen ausgegraben und ausgewertet, die wichtigsten Artefaktkategorien sind aufgearbeitet und die Chronologie ist Gegenstand aktueller Forschungen. Bislang konzentrierten sich die Untersuchungen jedoch entweder auf die Auswertung einzelner Fundplätze oder auf großräumige Entwicklungen – vor allem im Zusammenhang mit der Frage nach der Genese und Ausbreitung der ÄLBK. Siedlungsplatz-übergreifende Analysen zu den Beziehungen zwischen Haushalten, Siedlungen, Siedlungskammern und übergeordneten Verbänden, wie sie zur jüngeren LBK schon seit einigen Jahren durchgeführt werden, fehlen hingegen weitgehend. Im Rahmen des Projekts sollen zwei Siedlungskammern der ÄLBK in Mittelfranken mit zahlreichen Oberflächenfundplätzen und vier modern ausgegrabenen Siedlungen untersucht werden, die aufgrund ihrer sehr guten Befunderhaltung, der großen Fundmengen und der zahlreichen Proben für naturwissenschaftliche Analysen, ideale Voraussetzung für siedlungs- und landschaftsarchäologische Untersuchungen bieten. Ziel ist es, ein besseres Verständnis der Aufsiedlungsprozesse, der Siedlungsstrukturen, der sozialen und ökonomischen Verhältnisse, der Netzwerke und der Wirtschaftsweise auf den drei Ebenen Siedlung – Siedlungskammer – Region zu erlangen. Dazu werden verschiedene Methoden angewandt: Die Grundlage aller Untersuchungen bildet die merkmalsanalytische Aufnahme der Funde und Befunde sowie die Auswertung der archäobotanischen und archäozoologischen Funde. Dies bilden zusammen mit Radiocarbondaten die Grundlage für die Rekonstruktion der räumlich-zeitlichen Entwicklung. Die ökonomischen Netzwerke werden durch Analysen der Gesteinsrohmaterialien beleuchtet, soziale Netzwerke können u.a. anhand von typochronologischen Vergleichen der Keramik und der Steinartefakte aufgedeckt werden. Geostatistische Verfahren helfen bei der Identifikation von Siedlungsstrukturen und Landnutzungsmustern. Die geplanten Lipidanalysen sollen schließlich Auskunft über eine mögliche Milchnutzung schon in dieser frühen Phase der Linearbandkeramik geben. Mit der detaillierten Auswertung der beiden Siedlungskammern und der Verknüpfung der verschiedenen Ebenen leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zu einem differenzierteren Verständnis der lokalen und regionalen Neolithisierungsprozesse und somit auch der Neolithisierung Mitteleuropas.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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