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Die Kunst der Überschreitung.

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 1993 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5294454
 
"Wir diskutieren die Möglichkeit einer neuen Religion", heißt es in Walter Hasenclevers expressionistischem Programmdrama 'Der Sohn' von 1914. Hans Henny Jahnn diskutierte nicht länger, er schuf und gründete: faktisch eine Religionsgemeinschaft und fiktiv ein literarisches Werk, das auf der Suche nach dem Heiligen in der Moderne ist. Die Sehnsucht nach dem Sakralen und die Formen seiner Institutionalisierung und Auslotung sind das Integral des gesamten Schaffens Hans Henny Jahnns, das die Hypothese der Unteruschung. So aber, daß das Heilige der 1919 gegründeten Glaubensgemeinde Ugrino abgekoppelt wurde von dem des literarischen Werkes; sie stehen zueinander konträr. Während nämlich die Religionsgemeinschaft auf ein traditionell konzipiertes und ausgestattetes Heiliges zuhält, das in der Anlage autoritär, in der Architektur monumental, im Orgelbau faszinos, im Theater mythisch gestützt ist und also konservativ erhaben operiert, bringt das literarische Werk die Unterseite des Heiligen zum Sprechen. An die Stelle des skulpturalen Leibes tritt das Problem des körperlichen Zerfalls, an die Stelle der liturgischen Inszenierung das erotische Fest, an die Stelle der priesterlichen Würde der ruinöse Potlatch. Jahnn reaktiviert derart - wie Freud, wie Bataille - die Doppelbedeutung von 'sacer': es heißt ihm heilig und verflucht, rein und unrein zugleich. Während das Religionsprojekt das sanctus zu seinem Inhalt macht, ist für Jahnn das crimen die Sache der Literatur. Es ist eine Literatur des Bösen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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