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Polizei als Partnerin der Heimerziehung? Die professionelle Gestaltung des Verhältnisses von Heimerziehung und Polizei als Erfahrungshorizont junger Menschen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Zoe Clark; Professor Dr. Tilman Lutz
Fachliche Zuordnung
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529484681
In der Praxis der Heimerziehung treten zahlreiche Anlässe für unterschiedliche Interaktionen oder engmaschige Kooperationen zwischen der Polizei und den (teil-)stationären Einrichtungen der Heimerziehung auf, die für junge Menschen potenziell folgenreich, aber bislang noch nicht untersucht sind. Insofern sind das Ausmaß und die Art der Gestaltung des Kontaktes der Organisationen der Heimerziehung mit der Polizei sowie die Erfahrungen, Deutungen und Bearbeitungsweisen der jungen Menschen die zentralen Gegenstände dieses Projektes. Divergente Gestaltungen der Berührungspunkte zwischen der Heimerziehung und der Polizei sind vor allem deshalb relevant, weil sie heterogene Erfahrungen junger Menschen rahmen, die für die Entwicklung ihres Selbst- und Weltverhältnisses, ihre Positionierung(sarbeit) relevant sind bspw. für ihr Vertrauen in die Institutionen sowie ihr Gefühl von Zugehörigkeit. Die heterogenen Formen der Interaktion zwischen Heimerziehung und Polizei, ihre Korrespondenz zu (pädagogischen) Praktiken in der Einrichtung (Restriktivität, Punitivität) sowie die Erfahrungen, die für junge Menschen aus den jeweiligen Arrangements resultieren, werden im Rahmen eines triangulativen Forschungsdesigns aus quantitativer und qualitativer Forschung untersucht. Mittels eines Fachkräftesurveys werden entlang der Art der Polizeiinteraktion Einrichtungstypen differenziert (latente Klassenanalyse) und statistische Zusammenhänge zu dem Ausmaß an Restriktivität und Punitivität analysiert (logistische Regression). Es wird ein Sample angestrebt, das 10% der Einrichtungen der Heimerziehung umfasst (ca. 1200) und die Landschaft der Trägerstrukturen möglichst gut abbildet. Die Erfahrungen, die für junge Menschen aus dem Leben in den jeweiligen Organisationstypen hervorgehen, werden mit Hilfe qualitativer Forschung erfasst. Junge Menschen aus der Heimerziehung im Alter von 14 bis 21 Jahren werden in Anlehnung an das episodische Interview (Flick) über Situationen und Erfahrungen mit der Polizei innerhalb und außerhalb ihrer Einrichtung befragt. Das Sampling der qualitativen Untersuchung erfolgt insbesondere über die Zugehörigkeit zu den Einrichtungstypen. Um parallel zur quantitativen Auswertung beginnen zu können, werden zunächst entsprechend des Prinzips der maximalen strukturellen Variation möglichst heterogene, in ihren relevanten Merkmalen maximale Kontraste umfassende Fälle, untersucht. Die Analyse der Interviews erfolgt in zwei Schritten. Im ersten Schritt bleibt die Analyse auf der Ebene des Einzelinterviews, um in der Triangulation Zusammenhänge mit den quantitativ generierten Einrichtungstypen untersuchen zu können. In einem zweiten Schritt erfolgt dann die fallübergreifende und -vergleichende Auswertung, in der die Phänomene, Positionierungen und Deutungen offen analysiert und kontrastiert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen