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Das naturkulturelle Gedächtnis im Anthropozän – Archive, Literaturen und Medien der Erdgeschichte (NaKuG)

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529500909
 
Das Projekt zielt darauf ab, erstmals die Theorie eines naturkulturellen Gedächtnisses im Anthro¬pozän zu formulieren und auf deren Basis zu untersuchen, wie Literatur und Medien als naturkulturelle Archive und Gedächtnismedien von Erdgeschichte fungieren. Das Anthropozän-Konzept, das den Menschen als global prägende geophysikalische Kraft behandelt, hat sich seit ca. 2010 auch als kulturelles Konzept etabliert. Indem es Menschheits- und Erdgeschichte zusammenführt, trägt es zu einem neuen Selbstverständnis des Menschen bei. Eine wichtige Rolle spielen dabei Archive der Erdgeschichte (z.B. Eisbohrkerne, Sedimentschichten) als Ankerpunkte für neue Narrative einer Menschheitsgeschichte im Horizont geologischer Tiefenzeit. Hat die bisherige kulturwissenschaftliche Gedächtnisforschung streng innerhalb der epistemologischen Grenzen der Natur-Kultur-Trennung gearbeitet, verlangt die Einbindung von Erdgeschichte und Archiven der Natur in öffentliche und politische Diskurse eine Erweiterung des Konzepts des kulturellen Gedächtnisses. Als Beitrag zum interdisziplinären Forschungsfeld der Environmental Humanities geht das Projekt der Frage nach, durch welche wissenschaftlichen Praktiken, Institutionen und medialen Darstellungsverfahren die Erdgeschichte als ein identitätsstiftender Rahmen konstruiert wird. Das Projekt verfolgt im Wesentlichen drei Ziele: (1) Die Formulierung einer Theorie des naturkulturellen Gedächtnisses soll einen Beitrag zur Erweiterung der Cultural Memory Studies leisten; (2) eine diskursanalytische Untersuchung von wissen¬schaftlichen Texten zu naturkulturellen Archiven aus dem multidisziplinären Anthropozän-Diskurs soll ein Verständnis der Konstitution von naturkultureller Deutungsmacht liefern; und (3) soll eine literaturwissenschaftliche, wissenspoetologische und medienästhetische Analyse der unterschiedlichen Darstellungsweisen von naturkulturellen Gedächtnisprozessen untersuchen, wie erdgeschichtliches Orientierungswissen als Rahmen für eine verantwortungsvolle Gestaltung der Zukunft konstituiert und vermittelt wird. Im ersten von vier Projektbausteinen (PB) werden zunächst die theoretischen Konzepte zu kulturellen Archiven und kulturellem Gedächtnis so erweitert, dass sie auch Archive der Natur einbeziehen und die Konstruktion eines naturkulturellen Gedächtnisses erfassen. Darauf aufbauend wird in PB2 und PB3 die Darstellung von Erdgeschichte in der anthropozänen Literatur seit 2000, sowie in ausgewählten Medien (Umweltdokumentarfilm, Ausstellungs-, Archiv- und Kunstprojekte) analysiert. Die von dem neuen, im Projekt entwickelten Theorierahmen angeleiteten literatur- und medienkomparatistischen Analysen und ihre Ergebnisse bilden in PB4 die Grundlage für eine kritische Reflexion der Potenziale und Grenzen einer Theorie des naturkulturellen Gedächtnisses. Die Ergebnisse des Projekts werden in unterschiedlichen Formaten (1 internationale Fachkonferenz, 4 Aufsätze, 1 Sammelband, Ideenlabor, Monographie) zur Diskussion gestellt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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