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Die Gefahren von Online-Gesundheitsinformationen in Bezug auf Ärzte- und Ärztinnen-Patient:innen-Interaktionen
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Annika Herr; Professor Dr. Arndt Reichert; Professor Dr. Gianfranco Walsh
Fachliche Zuordnung
Management und Marketing
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529598823
Medizinische Informations- und Bewertungsportale erlauben es Patientinnen und Patienten, Informationen zu finden, die sie für gesundheitsbezogene Entscheidungen heranziehen können. Im Gesundheitswesen werden diese als eine Form zur Stärkung der informationellen Selbstbestimmung angesehen. Die Portale haben durch den Abbau der Informationsasymmetrien das Potenzial, positive Veränderungen und Verbesserungen im Wohlbefinden herbeizuführen. Patientinnen und Patienten fühlen sich damit möglicherweise befähigt, Gespräche mit Ärztinnen und Ärzte auf Augenhöhe zu führen und somit eine aktivere Rolle in der Erbringung sowie Nutzung von Gesundheitsdienstleistungen einzunehmen. Folglich müssen Letztere in Behandlungssituationen zunehmend an sie herangetragene Online-Gesundheitsinformationen würdigen (sog. appraisal) und bewerten. Allerdings häufen sich beim ärztlichen und medizinischen Personal insgesamt Zweifel über deren Objektivität und Wahrheitsgehalt. In diesen Fällen kann das Einbringen von Online-Gesundheitsinformationen auch negative Konsequenzen haben. Selbst unabhängig von der Qualität der Informationen kann das Vorbringen von Informationen aus dem Internet bei Ärztinnen und Ärzten zu Ablehnung führen, da sie sich in ihrer Rolle herausgefordert und nicht vollumfänglich akzeptiert fühlen. In Summe führt dies zu einer von beiden Seiten schlechter bewerteten Interaktion und widerspricht somit der Idee der Steigerung des Wohlbefindens und des Gesundheitszustands (health outcomes) durch informationelle Selbstbestimmung. Trotz einiger Berichte über eine derart erzeugte Schwächung der Verhältnisse zwischen Patientinnen und Patienten einerseits und dem ärztlichen Personal andererseits sowie erster empirischer Befunde, fehlt es in der einschlägigen Literatur an systematischen Bewertungen von ärztlichen Reaktionen auf vorgebrachte Online-Gesundheitsinformationen sowie darauffolgendes Verhalten von Patientinnen und Patienten. Vor diesem Hintergrund ist das Ziel des Forschungsvorhabens, die patienten- und ärzteseitigen Wahrnehmungen in Bezug auf Online-Gesundheitsinformationen während des Behandlungsgesprächs mittels psychografischer Messinstrumente zu erfassen. Deshalb wird zunächst eine Skala zur Messung der durch Online-Informationen hervorgerufenen Würdigung durch das ärztliche Personal entwickelt. Parallel wird eine Skala zur Bewertung von patientenseitigen Erwartungen im speziellen Kontext von derart getriebenen Interaktionen entwickelt. Beide Skalen sollen in einer experimentellen dyadischen Untersuchung angewendet werden, um die Interaktion in Behandlungssituationen zu untersuchen, welche durch Online-Gesundheitsinformationen angereichert wurden. Die Ergebnisse sollen helfen, ungewollte Konsequenzen von Online-Informationen im Kontext von Gesundheitsdienstleistungen besser zu verstehen und Ansatzpunkte für beidseitig zufriedenstellende sowie effektive ärztliche Konsultationen zu liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen