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Erna Meyer und das moderne Heim
Antragsteller
Privatdozent Dr. Andreas Brämer
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529616866
Die jüdische Ökonomin Dr. Erna Meyer (Berlin 1890-Haifa 1975) war die erfolgreichste Haushaltsreformerin in Deutschland und weiten Teilen Europas. Sie schrieb Bücher, gab eine eigene Zeitschrift heraus, kuratierte Ausstellungen und arbeitete mit bedeutenden Architekt*innen des Neuen Bauens. Im Dezember 1933 emigrierte Meyer aus München und ließ sich in Tel Aviv nieder, wo sie auch in ihrer neuen Heimat zu einer Autorität auf diesem Gebiet wurde. Meyers Karriere begann mit ihrem bahnbrechenden Buch „Der Neue Haushalt“ (1926), das ihr den Weg in die Welt der Architektur und des Designs ebnete und es ihr ermöglichte, an der Konzeption des Neuen Haushalts in Deutschland und anderswo mitzuwirken. Meyer wurde zur Akteurin des Neue Bauens, beriet bei der Küchengestaltung, präsentierte aber auch eigene Entwürfe, beteiligte sich an Architekturausstellungen und wurde zur Expertin für Haushaltsführung bei den Wohnungsbauprojekten der Reichsforschungsgesellschaft für wirtschaftliches Bauen und Wohnen (RFG). Sie arbeitete mit vielen akademischen Fachfrauen in verschiedenen Bereichen zusammen und setzte diese Zusammenarbeit auch nach ihrer Emigration nach Palästina im Jahr 1933 fort. Das zentrale Ziel dieses Forschungsvorhabens ist es, Erna Meyers Beiträge zur Entwicklung des modernen Heims in ihren beiden Heimatländern Deutschland und dem britischen Mandatsgebiet Palästina/Israel aufzuzeigen und dabei Fragen der Gesellschaft, der Kultur, der jüdischen Identität, des Geschlechts und der Nationalität zu analysieren und mit der Architekturforschung zu verknüpfen. Das Projekt ist in vier Teilprojekte gegliedert, die sich auf die Untersuchung von Erna Meyers Aktivitäten, ihren Einfluss auf das moderne Heim in Deutschland und Palästina/Israel, den Wissenstransfer und die Beziehung zwischen Technologie und der modernen Frau in den beiden Ländern konzentrieren sollen. Wir verstehen Meyers Aktivitäten in Deutschland und Palästina/Israel als ein Gesamtwerk, das von ihren sich ständig weiterentwickelnden Theorien und Ideen über das moderne Heim beeinflusst ist. Ihre berufliche Tätigkeit nach der Einwanderung nach Palästina wäre ohne die in der Weimarer Republik erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen nicht möglich gewesen - ganz zu schweigen von der beruflichen Anerkennung, die sie in Deutschland erworben hatte. Darüber hinaus hat Meyer ihr Wissen nicht auf den neuen Ort übertragen, sondern es an einen völlig anderen Kontext angepasst. Vieles von dem, was wir über die Protagonist*innen der modernen Architektur wissen, ist das Ergebnis einer Wissenschaft, die sich auf bestimmte Orte und Gebäude oder auf biografische Darstellungen bedeutender, bis vor kurzem ausschließlich männlicher Architekten konzentriert. Das Hauptziel dieser Forschung ist es, Erna Meyer, eine Pionierin der Wohnreform, deren Philosophie großen Einfluss auf die Entwicklung des modernen Wohndesigns hatte, in die Geschichtsschreibung der modernen Architektur aufzunehmen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen