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`Café descafeinado` und `descafeinadas negociaciones`: Die Semantik der Adjektiv(voran)stellung im Spanischen, Französischen, Italienischen.
Antragsteller
Professor Dr. Hans-Ingo Radatz
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5296231
Anders als im Deutschen, wo attributive Adjektive in Nominalphrasen wie "eine schöne Stadt" ausschließlich vor ihrem Bezugssubstantiv stehen können, ist in den romanischen Sprachen sowohl die Voran- als auch die Nachstellung möglich: una bonita ciudad / una ciudad bonita (Spanisch). Die Frage nach den Faktoren, welche die Positionierung des Adjektives determinieren, gilt unter der Bezeichnung "Adjektivstellungsfrage" als klassisches Problem der romanischen Sprachwissenschaft. Meine Arbeit bestreitet allerdings, daß die Stellung der Adjektive durch irgendwelche Faktoren determiniert wird, und betrachtet die Stellungsvariation vielmehr als Ausdrucksmittel. Damit stellt sich die Frage, welche semantischen Effekte mit jedem der beiden Stellungstypen einhergehen. Ich argumentiere, daß die Erklärungsversuche von Strukturalismus, Generativismus und Montague-Grammatik den Phänomenen nicht gerecht werden, da sie allesamt auf einem empirisch nicht haltbaren, logizistischen Begriff menschlicher Kognition basieren. Eine Anwendung der Prinzipien der kognitiven Linguistik, insbesondere der Fillmoreschen Construction Grammar, erlaubt es, die Voranstellung - nicht aber die Nachstellung - als eine "Konstruktion" zu beschreiben, als ein abstraktes, sprachliches Zeichen mit eigener Semantik. Diese hat die Form einer Interpretationsanweisung und besagt, daß das betreffende Adjektiv nicht am Prozeß der Referenzeinschränkung teilhat.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen