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Wort – Wirkung – Wunder: Sprache und Macht in der Vormoderne zwischen Religion, Magie und Medizin
Antragstellerin
Professorin Dr. Tina Terrahe
Fachliche Zuordnung
Germanistische Mediävistik (Ältere deutsche Literatur)
Religionswissenschaft und Judaistik
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529626047
An den Schnittstellen von Religion, Medizin und Magie fragt das wissenschaftliche Netzwerk nach den kulturellen Paradigmen, die wortmagischen Vorstellungen vormoderner Gesellschaften im Hinblick auf die Macht von Sprache und Schrift zugrunde liegen. Dem Wort wird in religiösen, magischen und medizinischen Traditionen ein großes Maß an Macht zugeschrieben: Mit geschriebenen und gesprochenen Worten versucht man zu heilen und zu zaubern, mit Sprache sollen Wunder bewirkt und Götter verehrt werden. Der Mensch übt in Spruch und Schrift Macht aus und viele Kulturen kennen Riten, bei denen mit Worten und Schriftzeichen die Realität verändert werden soll. Einige Verfahren, denen wortmagische Wirkprinzipien zugrunde liegen, z.B. Exorzismusrituale, werden seit Jahrtausenden praktiziert, daher reicht der Untersuchungsrahmen von den ersten (Schrift-) Zeugnissen bis zur Frühen Neuzeit. Den Bezug auf aktuelle Diskurse zur Bewältigung von Krisen (die Pandemieerfahrung, die ‚Zeitenwende‘ oder die Homöopathie-Diskussion) verstehen wir als zentrales Aufgabenfeld. Um einen möglichst breiten Blickwinkel zu gewährleisten, wird der Forschungsgegenstand aus der Perspektive diverser Disziplinen gemeinsam analysiert: Das Fachspektrum umfasst bei einem altgermanistischen und religionswissenschaftlichen Schwerpunkt die Altägyptologie, Altorientalistik, Arabistik, Geschichtswissenschaften, Iranistik, Judaistik, Keltologie, Klassische Philologie, Kunstgeschichte, Pharmazie- und Medizingeschichte, Sinologie und Skandinavistik. Der innovative, zeitlich und geographisch weite Fokus wird auf eine konzise Fragestellung zugespitzt: Dem Wunsch, übernatürliche Kräfte zu beeinflussen, scheinen anthropologische Konstanten zugrunde zu liegen, wie etwa die Frage nach der Zukunft, die Sicherung von Gesundheit und materiellen Gütern sowie die Sehnsucht nach Liebe und die Angst vor dem Tod. Untersucht werden soll, wie die übernatürliche Wirkung von Worten, Sprache und Schrift den Quellen zufolge zustande kommt und welche Wirkprinzipien sich als universal oder einzigartig ausmachen lassen. In Betreuungs-Tandems werden anschlussfähige Nachwuchswissenschaftler*innen mit etablierten Forscher*innen vernetzt und thematisch relevante Projekte vorgestellt. Die sechs geplanten Arbeitstreffen behandeln als übergeordnete Themen die Materialität und Performativität magischer Sprache und Schrift (Marburg & Basel 2024), die Institutionalisierung im Dienste der Heilung und magische Wirkprinzipien (Leipzig & Hamburg 2025) sowie die Terminologie und Methodik von Magie als Wissenschaft (Wolfenbüttel & Greifswald 2026). Als wissenschaftlicher Output werden traditionelle Tagungsbände um eine nachhaltig nutzbare Digital Humanities-Komponente erweitert, die neben einer Datenbank zu den Quellen (Text- und Bildzeugnisse, Amulette, Orakelknochen oder sonstige schrifttragende Artefakte) kollaborative Arbeiten und eine Online-Ausstellung umfasst.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke
Mitverantwortlich(e)
Privatdozentin Dr. Katja Triplett