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Zwischen Intensivierung und Relativierung. Modalitäten und Mechansmen religiösen Wandels bei muslimischen und christlichen Geflüchteten in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 530542259
 
Ziel des Weave-Projekts ist es, das Spektrum der Religiosität sowie die Modalitäten und Mechanismen des religiösen Wandels unter syrischen Flüchtlingen in einer ländervergleichenden Perspektive zu untersuchen. In Deutschland, Österreich und der Schweiz bilden Menschen aus Syrien seit 2011 die größte oder zweitgrößte Gruppe der Asylsuchenden. Schon früh haben sich verschiedene Politiker mit dem religiösen Hintergrund von Flüchtlingen im Rahmen der Integrationspolitik auseinandergesetzt. Sie stellten muslimische Asylbewerber:innen als potenzielle Gefahr für die gesellschaftliche Integration dar und plädierten für eine bevorzugte Aufnahme von schutzbedürftigen Christ:innen. Der seit den frühen 2000er-Jahren anhaltende islamfeindliche Diskurs hat den Islam und die Muslime als eine Außenseitergruppe und eine Bedrohung für den sozialen Zusammenhalt essentialisiert. Dieser antimuslimische Diskurs prägte auch die Wahrnehmung der Ankunft von Flüchtlingen in Westeuropa aufgrund des "Arabischen Frühlings" und des Krieges in Syrien. Trotz dieses gesellschaftspolitischen Interesses an der Religion von Flüchtlingen wurden bisher weder die charakteristischen Unterschiede zwischen christlichen und muslimischen Flüchtlingen noch die Muster des religiösen Wandels im Kontext von Flucht in der akademischen Religions- und Migrationsforschung angemessen berücksichtigt. Das Projekt will dazu beitragen, diese Lücke zu schließen. Es geht davon aus, dass sich der religiöse Wandel unter Flüchtlingen entlang eines Spektrums zwischen Relativierung und Intensivierung von religiösem Glauben, religiöser Praxis und Gemeinschaftsbindung bewegt. Wir gehen ferner davon aus, dass der religiöse Wandel durch systemische Strukturen der Ankunftsländer geprägt wird, wie z.B. Migrations- und Wohlfahrtsregime, die Politisierung des islamfeindlichen Diskurses und die institutionelle Aufnahme von religiösen Minderheiten. Vor diesem Hintergrund formulieren wir mehrere heuristische Annahmen in Bezug auf soziodemografische Kategorien (Alter und Geschlecht), Migrationsbiografie, Minderheitenstatus, religiöse Affinität und Differenz zur Mehrheitsreligion der Länder. Das Forschungsdesign basiert auf einer Kombination aus teilstrukturierten Interviews, Experteninterviews und fotojournalistischer Dokumentation nach dem Photovoice-Ansatz. Dieses Mixed-Methods-Design wird dazu beitragen, verschiedene Dimensionen des religiösen Wandels aufzudecken und emische und etische Perspektiven zusammenzubringen. Das Projekt ist von wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Relevanz, da es darauf abzielt, den Wissensstand über das Spektrum der Religiosität und des religiösen Wandels unter syrischen Flüchtlingen, die mit islamfeindlichen Diskursen und anderen Formen der Diskriminierung konfrontiert sind, zu verbessern. Die Studie hofft, einen Beitrag zu einer evidenzbasierten Debatte über Flüchtlinge und ihre Religion zu leisten, die in die Migrations- und Integrationspolitik einfließen kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner Professor Dr. Martin Baumann; Professorin Dr. Regina Polak
 
 

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