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Raub, Rechtsgeschäft und Beute. Der ‚Sonderauftrag Linz‘ in seinen europäischen Dimensionen

Antragstellerin Dr. Tatiana Timofeeva
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 530565468
 
Das von Adolf Hitler im Jahre 1938 geplante Kunstmuseum in Linz war eine der wichtigsten Einrichtungen für die Propaganda- und Kulturpolitik des ‚Dritten Reiches‘. Bis heute sind diese Vorgänge nur unzureichend erforscht. Das liegt vor allem daran, dass es einen geschlossenen Quellenbestand zum Linzer Museum bislang nicht gab. Dies wiederum war Folge der sowjetischen Besatzungspolitik nach 1945, die große Menge an Kulturgütern und Akten nach Russland verbringen ließ, darunter auch den Bestand zum 'Sonderauftrag Linz', der sich bis 1945 auf Schloss Weesenstein in Sachsen befand und dessen Existenz bis vor kurzem nur gerüchtehalber bekannt war. Der Antragstellerin ist es gelungen, diesen Bestand zu ermitteln und gemeinsam mit anderen damaligen Projektpartnern vollständig zu digitalisieren und zu sichern. Es handelt sich dabei um etwa 75 Aktenbände oder Kisten mit insgesamt mehreren zehntausend Blättern, die augenscheinlich sämtliche Korrespondenzen der deutschen Behörden zur Linzer Sammlung und Linz-Kataloge, als auch Fotothek enthalten. Die Festplatte mit sämtlichen Digitalisaten wurde der Antragstellerin am 21. Februar 2022 laut dem Kooperationsvertrag mit dem Russischen Militärischen Archiv übergeben. Das Projekt zielt darauf, diese Quellen für die Wissenschaft dauerhaft zu erschließen, wissenschaftlich zu bearbeiten und digital zugänglich zu machen. Zudem sollen die Akten dazu genutzt werden, um den Linzer Bestand - erstmals - historiographisch umfassend zu beschreiben. Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht die objektbasierte Provenienzforschung, wie sie sich seit der Washingtoner Konferenz von 1998 international etabliert hat. Ein Schwerpunkt liegt darauf, Strukturen und Hauptakteure im millionenschweren Geschäft des NS-Kunstraubs zu identifizieren und weiter zu erforschen. Im Mittelpunkt des Forschungsprojekts steht deshalb eine Untersuchung von Konzeption und Durchführung des NS-Kunstraubs, illustriert am zentralen Beispiel des ‚Sonderauftrags Linz‘, der mithilfe der neuen Quellen erstmals umfassend erforscht werden kann. Dazu gehört auch die Art und Weise, wie die SMAD-Organe mit den Museumsbeständen umgegangen sind. Zudem beleuchtet es Ansprüche und Selbstverständnis der russischen Siegermacht bei ihrem Umgang mit den Beutebeständen. Minimalziel wäre die Erstellung eines elektronischen Inventars mit Suchfunktionen und Hinweisen, welche Dokumente auch in Deutschland als Kopien oder Originale aufbewahrt sind, und dessen Aufbereitung für die Wissenschaft und ggf. die interessierte Öffentlichkeit. Noch besser wäre die Einstellung auf ein entsprechend kuratiertes historisches Repositorium. Es sei zwei Aufsätze, der Besuch von vier bis fünf Fachkonferenzen, vorwiegend im deutschsprachigen Raum, und zwei interne Präsentationen an der Viadrina zu planen.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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