Neurotransmitteransprechbarkeit zur Prognose von Reaktionen in einer Situation mit einer unlösbaren Aufgabe
Final Report Abstract
Im diesem Projekt ging es um die logische Fortsetzung der zuvor abgeschlossenen Projekte an Männern, die aufzeigten, dass sich mit einer verminderten serotonergen Aktivität verschiedenen Persönlichkeitsdimensionen verbinden. Zu nennen sind in diesem Kontext: Aggressivität, Impulsivität und geringe Lebenszufriedenheit (als Form subklinischer Depressivität). Nicht bekannt war allerdings, ob sich entsprechende Assoziationen auch für Frauen darstellen lassen, inwieweit Geschlechtshormone (hier Testosteron) diese Zusammenhänge moderieren und ob S-Citalopram (ein neuer und hochspezifischer Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) als geeignete Challengesubstanz bezeichnet werden kann. Die Ergebnisse belegen deutlich, dass sich mit S-Citalopram eine substantielle Cortisolantwort auslösen läßt, die einer Dosis-Wirkungs-Beziehung folgt. Das Ausmaß der Cortisolfreisetzung unterliegt starken individuellen Differenzen, so dass die Substanz auch aus diesem Grunde für Challenge-Tests in der biologisch orientierten Persönlichkeitspsychologie geeignet ist. Während gesunde Männer auch die Dosis von 20mg überwiegend gut tolerieren, sollte bei gesunden Frauen die von lOnig vorgezogen werden, da diese frei von Nebenwirkungen bleibt. Die endokrine Antwort auf S-Citalopram ist unabhängig von der jeweiligen Phase des Menstruationszyklus. Die serotonerge Aktivität moduliert Persönlichkeit und aktuelles Befinden in spezifischen Situationen (Induktion von Hilfloskeit und Induktion von Angst) geschlechtsabhängig. Während Frauen in beiden Situationen starke Auslenkungen in der aktuellen Befindlichkeit (z.B. Ärger, Inkompetenz u.a.) unabhängig von ihrer Hormonantwort nach S-Citalopram zeigen, reagieren nur diejenigen Männer mit starken Cortisol Veränderungen im Challenge-Test entsprechend. Diese Gruppe kann als eine solche aufgefasst werden, bei der die Serotoninverfügbarkeit habituell gering ist, was in einer up-regulation postsynaptischer Rezeptoren resultiert, die dann nach serotonerger Stimulation (durch S-Citalopram) besonders sensitiv reagieren und zu einer starken Hormonantwort führen. Testosteron läßt sich im Gegensatz zu Progesteron und Östradiol zwar gut im Speichel messen, trägt aber nur unwesentlich und nur bei vereinzelten Dispositionen (z.B. Irritabilität nach Buss-Durkee-Aggression-Inventory, BDHI) zu zusätzlicher Varianzaufklärung bei. Männliche Probanden mit hohen Testosteronwerten und gleichzeitig einer niedrigen Serotoninverfügbarkeit erzielen die höchsten Werte. Entscheidender als akut gemessene Testosteronspiegel scheinen pränatale Androgeneinflüsse zu sein, auf die mittels des Konstrukts 2D:4D geschlossen werden könnte. Da die intrauterine Testosteronverfügbarkeit von derselben Gengruppe (HOX-Gene) wie das Wachstum der äußeren Extremitäten gesteuert wird, ist es in der Literatur weit verbreitet, das Verhälntnis der Länge zwischen Zeige- (2D) und Ringfinger (4D) als Schätzer eben dieser pränatalen Androgeneinflüsse heranzuziehen (niedriger Quotient = hohe Testosteronverfügbarkeit). Als ein weiteres Projektergebnis lassen sich deutliche Effekte in Kombination mit der serotonergen Verfügbarkeit in der Form ableiten, ais dass Männer mit niedrigem 2D:4D und geringer Serotoninverfügbarkeit die höchsten Aggressionswerte aufweisen. Ein nicht erwarteter aber äußerst interessanter Aspekt kam durch Anschlussanalysen zustande und belegte, dass die Kombination zwischen geringem Testosteronlevel und hoher Serotoninverfügbarkeit in besonderem Maß mit der Disposition Nurzismus verbunden ist, der selbst aggressive Züge trägt. Da bislang die Dimension des Narzismus überhaupt nicht Gegenstand der biologisch orientierten Persönlichkeitspsychologie war, ist der Befund schlecht in bisherige Kenntnisse einzubinden. Er stimuliert aber enorm, dieses Konstrukt zukünftig aufzugreifen.
Publications
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