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Der befreite Mensch. Die Willenslehre in der Theologie Philipp Melanchthons
Antragsteller
Dr. Wolfgang Matz
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5309368
Die Willenslehre Phlipp Melanchthons weist im Laufe der Jahre von 1518 bis 1560 aufgrund von verschiedenen Einflüssen Veränderungen auf. Besonders zu nennen sind der persönliche Einfluß Luthers, der literarische des Erasmus, die innerprotestantischen Auseinandersetzungen und natürlich die theologische und politische Konfrontation mit der altgläubigen Theologie und den altgläubigen Ständen. Es läßt sich anhand der großen theologischen Schriften Melanchthons nachweisen, daß Melanchthons Willenslehre zunächst auf einer aristotelischen Seele- und Tugendlehre aufbaute und von einer gewissen Freiheit im Sinne eines assensus zum Wort Gottes ausging. Durch den Einfluß Luthers und seiner Theologie verändert Melanchthon seine Aussagen zur Willenslehre, in dem er den Menschen hauptsächlich in dessen Relation coram Deo beschreibt und daher die Annahme einer Freiheit des Willens zurückweist. Grundlage der Argumentation ist die göttliche Prädestination. Im Laufe der 1520er Jahre bezieht Melanchthon den Menschen in der Relation coram mundo zunehmend in seine Theologie mit ein. In dieser Phase beginnt die theologische Ethik in Melanchthons Theologie an Bedeutung zu gewinnen. Der Wille des Menschen coram Deo wird als unfrei, coram mundo jedoch in gewisser Weise als frei verstanden. In den 1530er Jahren orientiert Melanchthon seine Willenslehre an den officia bzw. usus legis. Dadurch wird das bis dahin nicht ganz geklärte Verhältnis von Freiheit und Unfreiheit des Willens in eine größere theologische Klarheit überführt, die sich an der Dialektik von Gesetz und Evangelium ausrichtet. Schließlich führt diese Entwicklung in den 1540er und 50er Jahren zu der Annahme eines "befreiten" Willens, der in der Heiligung dem Rechtfertigungsgeschehen "kraftlos" zustimmt, die jedoch nicht im Sinne einer synergistischen Interpretation verstanden werden darf. Diese theologische Aussage bleibt auch für die späteren philosophischen Schriften Melanchthons die Grundlage seiner anthropologischen Aussagen.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
