Detailseite
Projekt Druckansicht

Sozial- und Kulturgeschichte des Gymnasiums 1945-1980. Studien zu soziokulturellen Wandlungsprozessen in Westdeutschland

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2001 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5312674
 
Das traditionelle deutsche Gymnasium war ein zentraler Sozialisationsort des Bürgertums, insbesondere des Bildungsbürgertums, und unterschied sich wesentlich von der Volksschule als Stätte der "Massenbildung". Das Gymnasium war geprägt durch einen neuhumanistischen Bildungsbegriff, der die Orientierung an den Leitbildern Antike, Christentum und deutscher Klassik zeitigte. Zudem zeichnete es sich durch eine hervorgehobene gesellschaftliche Position aus; dies zeigte sich insbesondere im elitären Bewusstsein der Gymnasiallehrer, im gymnasialen Bildungsauftrag der Heranbildung der sozialen Elite, im kleinen Kreis von überwiegend aus der Mittelschicht stammenden Abiturienten und in einer spezifisch gymnasial-bürgerlichen Jugendkultur. An diese Form des deutschen Gymnasiums wurde nach 1945 wieder angeknüpft. Seit den späten 50er Jahren geriet dieses traditionelle Konzept des Gymnasiums aber in die Krise - und zwar an allen Fronten. Der gymnasiale Bildungsbegriff wurde ebenso in Frage gestellt wie die Stellung der Lehrer, die Sozialstruktur der Schüler, die überkommenen Geschlechterkonzeptionen, der gymnasiale Eliteanspruch und letztlich in der Debatte um die Gesamtschule die Existenz des Gymnasiums überhaupt; zwar überlebte das Gymnasium die Reformbestrebungen, aber in veränderter Form. Dieser Wandlungsprozess soll in dem vorgestellten Vorhaben rekonstruiert und analysiert werden. Methodische Grundlage der Untersuchung ist eine Fallstudie, die mithilfe von regionalen und überregionalen Archvalia, dem umfangreichen Schrifttum sowie einer Reihe von Interviews in verschiedene Richtungen ausgeweitet werden soll. Untersuchungszeitraum ist 1945 bis 1980, das besondere Interesse gilt den 50er und 60er Jahren. Über den engeren Untersuchungsgegenstand hinaus sollen am Beispiel des Gymnasiums Aufschlüsse über den sozialkulturellen Umbruch in der Bundesrepublik zwischen den späten 50er Jahren und Mitte der 70er Jahre insgesamt gewonnen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung