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Das ist kein Witz: Unangebrachter Humor in der Ukraine während des 20. und 21. Jahrhunderts

Antragstellerin Kateryna Yeremieieva, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531349521
 
Mein Projekt untersucht, wie Beschränkungen von Humor sich in der Ukrainischen Gesellschaft von 1917 bis zur Gegenwart ausgebildet und gewirkt haben und wie diese Beschränkungen zum Phänomen des unangebrachten Humors geführt haben. Ziel meiner Forschung ist es, Modelle der Entstehung von unangebrachtem Humor zu entwickeln. Der Kontext der Kommunikation ist entscheidend für meine Forschung, weil die Reaktion auf Humor zeigt, ob ein Witz verstanden und daraufhin als unangebracht wahrgenommen wird. Deshalb werde ich Reaktionen erforschen, die die Unangemessenheit von Witzen belegen. Dabei ist es von besonderer Bedeutung, die Gründe, die für die Ablehnung bestimmter Themen verantwortlich sind, und damit die impliziten Normen der Kommunikation herauszuarbeiten. Ein Hauptziel ist dabei, die Auswirkungen von Witzen über verbotene Themen zu analysieren. Die Folgen unangebrachten Humors zeigen nämlich den (Miss-)Erfolg bei der Etablierung von Normativität mit Hilfe der Lachkultur. Das Ergebnis kann unterschiedlich ausfallen: Verlust von Ansehen, Konflikt, Hervorbringen einer neuen Vigilanzkultur und Selbstzensur - dabei gilt es, dass soziale Umfeld und dessen Reaktionen beobachten (einschließlich der Reaktionen auf kontroversen Humor). Zusätzlich trägt es zur Formation sozialer Gruppen und der Stärkung bzw. Etablierung von Identität bei, wenn Tabu-Humor angenommen wird oder eben nicht. Solche Fragestellungen werde ich adressieren, indem ich unterschiedliche Typen von Quellen analysiere, die Informationen über Fälle unangemessenem Humor in der Ukraine des 20. und 21. Jahrhunderts enthalten. Ein Quellentyp sind Ego-Dokumente, d.h. Briefe, Tagebücher, Memoiren von Autor*innen und Adressat*innen von Humor. Einen weiteren Typus bilden Interviews mit Ukrainischen Bürger*innen, die helfen, die Ursprünge von Humor zu identifizieren und zu analysieren. Das gilt auch für Filme, Kunstwerke etc., in denen Situationen unangebrachten Humors dargestellt werden. Eine neue Lachkultur hat sich insbesondere in letzter Zeit in der modernen Ukraine gebildet, die deutliche Unterschiede zur Sowjetischen Lachkultur aufweist. Erstens verändert der Wechsel im politischen System und die Entwicklung neuer politischer Kategorien das Themenspektrum möglicher Witze. Zweitens hat sich die Art und Weise der Verbreitung der Witze fundamental verändert: Ein beträchtlicher Anteil der Witze wird in sozialen Netzwerken veröffentlicht. Dies steigert den visuellen Anteil des Humors. Deshalb werde ich, um den zeitgenössischen Humor in der Ukraine zu untersuchen, soziale Netzwerke, YouTube-Kanäle und die Reaktionen auf die verschiedenen Typen von Humor, die sich dort finden, analysieren. Ich werde alle genannten Aspekte in einem Manuskript versammeln, das ich dann für die Publikation auf Englisch vorbereiten werde. Das Produkt meiner Forschung wird also eine historische Studie unangebrachten Humors bilden.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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