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"Die Heirat der Dörfer": Affinität, Territorialität und Gaben bei den Kond in Orissa
Antragsteller
Professor Dr. William S. Sax
Fachliche Zuordnung
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung
Förderung von 2001 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5314116
Das Projekt soll Inhalte, Bedeutungen und identitätsstiftende Wirkungen des Meria-Opfers der Dongria Kond untersuchen, um den in der Orissa-Forschung begonnenen Paradigmenwechsel fortzuführen und einen allgemeinen Beitrag zur Religionsethnologie zu liefern. Die Dongria Kond gehören sozial und geographisch zur Peripherie, da sie den "Scheduled Tribes" zugeordnet werden und in den steilen, dicht bewaldeten Nyamgiri-Bergen des Rayagada-Distriktes leben. In einem bisher nicht geklärten Rhythmus von einigen Jahren feiert jedes der 49 Dörfer des für das Projekt ausgewählten Gebietes das Meria-Opfer. Die aufwendigen Vor- und Nachbereitungen sowie die Durchführung mehrerer Meria-Opfer sollen im Rahmen einer 12-monatigen Feldforschung erstmals mit ethnologischen Methoden dokumentiert werden. Im Anschluss an diese Bestandsaufnahme werden die Daten einer wissenschaftlichen Analyse unterzogen, die sich auf Fachdebatten im Rahmen von drei Themenkomplexen bezieht: Diskussionen zu sozio-kulturellen Identitäten und Ordnungen der Kond, zu regionalen Kulten in Orissa und zu allgemeinen Fragen der Religionsethnologie. Die Arbeitshypothesen lauten, dass a) die Kond-Gesellschaft keine vorgegebene, fest abgrenzbare Einheit ist, sondern mit Ritualen wie dem Meria erst erschaffen wird, dass b) das Meria Teil eines rituellen Systems ist, dessen Vergleich mit anderen Stammeskulten und mit dem Jagannatha-Kult in Pun neue Einsichten in die wechselseitige Beeinflussung lokaler und überregionaler Repräsentationen liefern wird und dass c) das Meria uns einen Einblick in Kontinuität und Wandel sozio-kultureller Identitäten einer ursprünglich nicht-staatlichen Gesellschaft ermöglicht, die in den letzten 170 Jahren den Einflüssen der britischen Kolonialmacht, der indischen Verwaltung und der Globalisierung ausgesetzt war.
DFG-Verfahren
Schwerpunktprogramme